Schon eine ganze Weile überlege ich am Admiral einen Kurzhubgasgriff zu verbauen. Der Vorteil von so einem ist, dass man zum anlegen von Vollgas nicht die Hand so weit um den Gasgriff wickeln muss. Erreicht wird das durch einen größeren Radius über welchen der Gaszug im Griff gespannt wird. Je größer der Radius ist, desto mehr Zug wickelt sich pro Grad der Drehung auf. Für die gleiche Menge Gas, wird also weniger Weg benötigt.

Jetzt hatte ich mich entschlossen die Investition zu wagen und habe mir einen Domino XM2 inkl. einem Satz universaler Bowdenzüge bestellt, welche man dann entsprechend für sein Motorrad anpassen muss.

Der Admiral hat nur einen Öffnerzug, das Rückstellen der Drosselklappen wird ausschliesslich mit Hilfe einer Feder in der Einspritzbrücke realisiert. Oft haben Motorräder aber zwei Züge, einen zum öffnen und einen zum schliessen. Krümel zB. bedient so die Drosselklappen im Vergaser, auch wenn dort natürlich auch eine Feder eingebaut ist welche die Klappen automagisch zurück stellt wenn man den Gasgriff los lässt.

Beim XM2 ist das egal, dort kann man sowohl nur einen als auch zwei Züge verbauen. Mit dazu gibt es drei Scheiben die einen unterschiedlichen Radius haben um damit verschiedene Profile für den Gasgriff zu ermöglichen. Grün ist normal, Rot ist progressiv und Weiß ist Racing. Ich machte mich also daran erstmal den Gasgriff am Admiral zu demontieren, was sehr simpel geht. Als ich dann mal den Gasgriff neben den XM2 legte, bzw. die Scheiben, musste ich feststellen das der Gasgriff am Admiral einen viel viel größeren Radius besitzt als sogar die weiße Scheibe des XM2. Nanu, das bringt ja dann gar nichts!?

Scheinbar verbaut Ducati an den 2-Ventil und 916 Gasgriffen schon einen Gasgriff (der wohl auch von Domino kommt) welchen man durch den XM2 eher weniger kurzhubig machen würde. Enttäuschung macht sich breit. Na gut, aber ich habe ja noch ein Motorrad bei dem ein Kurzhubgasgriff bestimmt auch fein wäre. Also zerlegte ich den zweizügigen Gasgriff von Krümel, was nicht ganz so simpel ist wie beim Admiral.

Auch hier hielt ich die Rampe vom Griff mal neben den XM2 und es machte sich wieder Enttäuschung breit. Der Radius von Krümel entspricht exakt der weißen Scheibe vom XM2. Hier ist also keinerlei “Verbesserung” zu erwarten. Interessant.

Mit einem Kurzhubgasgriff an meinen beiden Rennmopeds sieht es also eher schlecht aus, da ist nichts zu holen. Mal den Gasgriff von Axels Duke 990 daneben gehalten, dort würde er was bringen. Braucht er aber dort auch nicht. Es bleibt am Ende also nur ein Satz mit zwei X, Domino XM2 war wohl nix.

Die ersten packen schon wieder ihre Sachen um im Kreis zu fahren, bei uns sieht es nicht ganz so aus. Unser erster Termin wäre in Poznan, sehr wahrscheinlich fällt der Termin aber aus, denn Polen hält die Grenzen immer noch dicht. Aber ich hab mir eh selbst auferlegt erstmal nicht zu fahren, aus Gründen.

Bleibt mir also nichts weiter als über das Werkstattgelände zu bollern um mal zu schauen ob das Datalogging in der Tupperdose von Krümel funktioniert. Tut es! Mein Test war jetzt relativ simpel, losfahren im ersten Gang, hochschalten in den zweiten und dann rechts auf Laut stellen so lange es geht. Ich weiss jetzt das die Gerade auf dem Werkstattgelände keine 10 Sekunden dauert und das ich dabei im zweiten Gang knapp über 7.000 RPM komme. Für mehr reicht das Mimimi nicht. :)

Die gesammelten Daten sehen gut aus, sind aber alle vom stehenden Zylinder, ich konnte daraus auch schon ein paar erhellende Erkenntnisse gewinnen aber einiges ist mir auch noch Unklar.

Das erste was man schön am Graphen sehen kann ist, dass bei Vollgas eher nicht so intuitiv ca. atmosphärischer Luftdruck (~1 bar) gemessen wird. (Druck ist rot im Graphen, RPM ist schwarz) Hä, denkt man sich, aber das ist doch ein Saugmotor und wenn jemand saugt dann entsteht doch Unterdruck bzw. negativer Überdruck (zwischen 0 und 1 bar)! Stimmt ja auch, aber wenn man bei Vollgas die Drosselklappen komplett auf macht, dann entsteht da eben kein messbarer Unterdruck denn die Luft kann ja problemlos nachströmen und das tut sie mit, richtig, atmosphärischer Luftdruck. Ist ja kein aufgeladener Motor! :)

Aber dann in dem Moment wo man den Gashahn wieder schliesst und der Motor Drehzahl hat, da entsteht dann ordentlich negativer Überdruck im Ansaugrohr. Nur noch ~0,3 bar! Ist ja auch logisch eigentlich, Kolben saugen wie blöde Luft an, aber durch die geschlossenen Drosselklappen kann keine Luft nachströmen: Unterdruck!

Im Leerlauf hingegen herrscht dann eher leichter Unterdruck (~ 0,7 bar), die Drosselklappen sind zwar zu, aber der Motor hat kaum Drehzahl.

Der Motor saugt also durchaus Luft an und das tut er auch beim Gas geben, nur messen kann man das eben so nich, denn wir messen hier einfach nur den Druck der zwischen Kolben und Drosselklappe herrscht und nicht etwa strömende Luft bzw. den Unterschied zwischen statischen und dynamischen Druck auf welchen zB. der Vergaser reagiert.

IAP rot
RPM schwarz
AFR blau

Eine weitere Erkenntnis betrifft dann aber die Haupt-Bedüsung der Vergaser. Wenn ich die Fachliteratur richtig verstehe, dann ist für den Bereich der vollen Beschleunigung ein AFR von 12-13,5 ideal, was Lambda 0,82-0,92 entspricht. Lambda 1 (AFR 14,7) wäre das ideale Gemisch, aber das funktioniert nur in der Theorie am besten, denn man will möglichst alle Sauerstoffatome für die Verbrennung nutzen und da dies nicht so einfach geht, braucht man immer bisschen mehr Kraftstoff damit man möglichst alle Sauerstoffatome erwischen kann.

Die Daten zeigen mir das die Bedüsung für Volllast erstmal nicht so schlecht ist, Vollgas wäre der Bereich von hohem Druck (>900mbar), auf keinen Fall ist sie komplett daneben und man könnte so problemlos auch einfach fahren. Der 620 Motor funktioniert also mit der Bedüsung des 600er Motors trotz der Unterschiede der Motoren und ich brauche scheinbar keine anderen Düsen. Aber das Bessere ist ja bekanntlich der Feind des Guten. Mit einem AFR der eher im oberen Bereich vom idealen Fenster läuft (“zu mager”), könnte man die Nadel noch umhängen und ein bisschen mehr Sprit reinlassen. Ich vermute die Einstellung wäre perfekt, wenn ich den Serienluftfilter noch drin hätte. Habe ich aber nicht mehr, der war alt und dreckig. Bevor ich aber den Vergaser ausbaue, muss ich eh noch den liegende Zylinder testen, auch um zu sehen ob die Kurven da ähnlich aussehen.

Im großen und ganzen bin ich mit dem Ergebnis aber erstmal zufrieden, das logging funktioniert und das Moped läuft und ich bin schon gespannt was die Daten sagen werden wenn man wirklich mal 15 Minuten im Kreis damit gefahren ist, denn dann hat man deutlich mehr Messpunkte zu noch anderen Fahrsituationen gesammelt als das jetzt bei dem doch recht monotonen Test der Fall ist.

Um die Unterdruckwerte die vom LM-1 gemessen werden etwas zu dämpfen hab ich eine ursprünglich bei einer SV650 verbaute Dämpferdose besorgt. Diese ist eine luftdichte Dose mit Ein- und Ausgang und wird zwischen IAP Sensor und Unterdruckanschluss am Ansaugkanal zwischengeschaltet. In der Dose scheint nichts weiter drin zu sein, man kann sogar durch Ein-/Augang durch die Dose durch gucken.

Einfach blank an den Unterdruckanschluss hatte ich eine Schwankung um 400-500mbar bei ~2800rpm. Mit der Unterdruckdose dazwischen ist es nur noch ungefähr die Hälfte davon, also 200-250mbar Schwankung. Das immer noch ne ganze Menge, also hab ich per T-Stück beide Zylinder zusammen geschaltet und dann beide über die Dämpferdose an den IAP. Idee dahinter ist das die beiden zu verschiedenen Zeitpunkten in den Ansaugrohren auftretenden Druckwechsel sich teilweise ausgleichen. Tatsächlich reduziert sich damit die Schwankung auf unter 100mbar. Das schon ganz annehmbar und zum loggen auf jeden Fall mehr als ausreichend.

Mit dem dritten Wert den man jetzt logged, kann man prima Sachen in der LogWorks Software malen, wie zB. eine Tabelle mit Unterdruck auf X und Drehzahl auf Y-Achse. In allen Punkten für diese beiden Achsen kann man dann ein Feld mit der AFR Wert einzeichen.

Dort sieht man jetzt schön bei welchen Lastzuständen abhängig von der Drehzahl sich der AFR-Wert ändert. Das ist natürlich immer noch alles im Leerlauf und nur ein bisschen mit dem Gas gespielt. Wenn man das ganze während der Fahrt loggen lässt, bekommt man hoffentlich deutlich mehr Daten für deutlich mehr Zustände. Das sollte dann einen relativ genauen Aufschluss darüber geben wo die Bedüsung des Vergasers nicht passt. Mal sehen was man davon auf dem Werkstatthof so abdecken kann.

Mit diesen Werten kann die Software auch schöne 3D-Graphen malen die bestimmt auch irgendwie ihre Berechtigung haben.

Mit den gleichen Werten, also Unterdruck vom IAP und RPM, kann die TCIP4 dann für verschiedene Zustände die Zündkurve abändern. Wie gut das funktioniert mit dem schwankenden Werten weiss ich allerdings nicht. Auch hab ich noch keine Idee was da sinnvolle Werte sind. Ich hab versucht mich an dem Zündmapping welches man sich für ein 620 Mapping in TuneECU angucken kann. Da gibt es ja quasi die gleichen Tabellen, nur halt mit Werten vom TPS (Drosselklappensensor) statt IAPS.

Die Werte der Zündzeitpunkte sind aber komplett anders als ich die so für Vergaser Ducatis kenne und gesehen habe. Ich gehe also davon aus das die a) von einer anderen Basis aus gemessen sind und b) für Vergaser, auf Grund der komplett anderen Gemischaufbereitung, auch einfach nicht passen werden.

Da muss ich noch Forschung betreiben

Funktionell ist das Innovate LM-1 einsatzbereit, aber die vielen Kabel und die 80ies Brotkiste selbst müssen ja irgendwie verstaut werden, zumindest wenn man nicht nur Daten im Leerlauf sammeln will.

Ursprünglich dachte ich mir ich werfe das alles in einen Tankrucksack den ich auf der EVO schon gefahren bin, hab mir also einen passenden QuickLock Tankring für Krümel besorgt. Als ich dann aber mal testweise den Tankrucksack auf den Tank gelegt habe, stellte ich schnell fest das dies zusammen mit den Stummeln auf keinen Fall gehen wird! Meine Arme sind einfach zu Kurz!!1! Mist.

Also doch die Selbstbaulösung. Eine einigermaßen passende Tupperdose fand sich im Werkstattfundus. Dann schnell eine Aluplatte als Basis rausgeschnitten, Adapterplatte für den Tankdeckel gedengelt und alles schön mit Schrauben versehen, Löcher für die ganzen diversen Kabel der Innovate reingebohrt und schon kann man entweder während der Fahrt loggen oder eben auf der Start-Ziel Geraden die Kekse auspacken.. falls es mal wieder länger dauert mit Krümel! ;)

Spaßeshalber hab ich dann natürlich geschaut ob noch alles funktioniert und musste feststellen, Krümel springt einfach so an! Kalt! Wahnsinn, da hat sich das Leerlaufgemischschraube einstellen schon gelohnt! Der IAP war jetzt nur an einem Ansaugkanal angeschlossen, dementsprechend geschwungen haben die Werte. Wenn man in Software hinterher ein wenig glättet geht es aber eigentlich und so nur für die Datenanalyse wäre das vermutlich schon beinahe ausreichend. Ich werde aber mal noch eine Dose dazwischen hängen welche die Schwingungen eventuell Dämpft, war in der SV650 ursprünglich verbaut.

Jetzt wo ich an Krümel loggen kann wieviel Drehzahl der Motor hat und welches Verbrennungsergebnis hinten raus kommt (AFR/Lambda), hätte ich ja gerne noch einen Anhaltspunkt wieviel Luft vorne reingeht.

Dafür gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die übliche ist zu schauen wie weit die Drosselklappen geöffnet sind, dafür gibt es an quasi allen Einspritzmotoren einen Poti an der Drosselklappe der dem Steuergerät eine Spannung abhängig von dem Öffnungswinkel mitteilt. Die andere Variante ist den Unterdruck im Ansaugtrakt zu messen und diesen ebenfalls ans Steuergerät über eine Spannung zu melden. Dafür haben Einspritzmotorräder meist einen entsprechenden IAP (Inlet Air Pressure) oder MAP (Manifold Air Pressure) Sensor. Wenn man dann noch die Temperatur der angesaugten Luft kennt (IAT Sensor), kann man sogar die mehr oder weniger exakte Masse an Luft berechnen. Bei moderneren Systemen gibt es dafür dann oft einen Luftmassenmesser der einem das direkt ausgeben kann.

Bei Vergaser betriebenen Motoren gibt es so etwas eher sehr selten, denn die Information wird ja hauptsächlich benutzt um entsprechend die Einspritzung zu regeln. Aber bei einem Vergaser kann niemand was regeln während des Betriebes und der Vergaser reagiert ja eh von alleine auf den Unterdruck bzw. Lastsituation des Motors. Es gibt aber durchaus Motorräder wo die Zündung abhängig von der Drosselklappenstellung oder dem Ansaugunterdruck geregelt wird.

Krümel hat nichts davon, bzw. hatte nichts davon. Nach dem spielen mit dem Innovate LM-1 und der Ignitech TCIP4 Zündung viel mir auf das beide etwas mit so einem Lastzustand anfangen können. Auch hatte ich noch von dem Kabelbaumtausch an der SV650 vor vielen Jahren (Teil 1, 2 und 3) zwei IAP Sensoren rumfliegen die man zum messen des Unterdrucks benutzen kann.

Die Sensoren haben drei Pins, einen für Masse, einen für 5V und einen für die Spannung über die der Unterdruck angeben wird. Die liegt also zwischen 0 und 5V. Ich hab so einen Sensor dann mal an einen Arduino angeschlossen und mit ein bisschen Mathe seine Kennlinie raus gerechnet welche ich leider nicht vorliegen habe. Die Werte im Werkstatthandbuch sind nur so minder hilfreich. Am Ende malte mir der Arduino schön den lokalen Luftdruck. Ob meine Rechnung komplett richtig ist und meine Kennlinie aber jetzt exakt hinhaut.. ehrlich gesagt, keine Ahnung! :)

Nachdem ich dann entsprechende Stecker die an den Sensor passen besorgt hatte, konnte ich dazu über gehen das ganze ans Motorrad zu bringen. Dafür hab ich entsprechend 5V aus der TCIP4 für den Sensor angezapft und dann zwei Adapterkabel gebaut. Ich kann jetzt entweder die Sensordaten zur LM-1 rausführen oder als Input für die TCIP4 nutzen.

Damit kann die LM-1 nun nicht nur eine Kurve der AFR abhängig zur Drehzahl, sondern auch noch den Unterdruck abhängig zur Drehzahl loggen. Ich bin gespannt was das so ergibt.

Hier sieht man noch die Volt die aus dem Sensor kommen.
Hier dann in mbar umgerechnet.

In der TCIP4 Zündung kann man dann so lustige Sachen machen wie die Zündkurve abhängig vom Unterdruck abändern. Ob das Sinn macht und ob ich das überhaupt ausprobieren will.. keine Ahnung. Aber ich könnte jetzt. :)

Die Software für die TCIP4 zeigt das ganze in kPa an.

Zum vollkommenem Glück fehlen jetzt aber noch ein paar Dinge. Erstens muss ich den Sensor noch pneumatisch am Motor anschliessen. Dazu werde ich vermutlich die Unterdurckanschlüsse, die man sonst zum Vergaser Synchronisieren benutzt, verwenden. Hier muss ich mir eventuell noch kleine Anschlussnippel drehen oder besorgen. Bisschen unklar ist auch noch ob ich den Sensor nur an einem Ansaugrohr anschliesse oder ob ich das an beiden mache und diese per T-Stück verbinde oder gar irgendwie einen Behälter dazwischen schalten der den schwankenden Unterdruck dämpft. Das ist Ziel weiterer Tests.

Dann steht auf dem Plan das ganze mal mit Last zu probieren und dazu die LM-1 aufs Motorrad zu schnallen. Dafür bekomme ich hoffentlich demnächst einen auf Krümel passenden SW-Motech Quicklock Tankring und dann kann ich meinen alten Tankrucksack mit dem Technikgeraffel vollstopfen und damit mal über das Werkstattgelände bollern. :)

Das letzte mal als ich hier etwas ins Blog schrieb war die Welt noch eine andere, inzwischen sitzen alle die können und Glück haben im Home-Office und betreuen ihre Kinder, treffen ihre Freunde per Videochat und lassen sich die Decke auf den Kopf fallen.

Mit Motorrad auf der Rennstrecke fahren ist gerade nichts, die Saison ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Es nervt, tierisch. Aber ich beschwere mich nicht, hier in meiner privilegierten Situation, für die ich nicht viel mehr tat als Kind meiner Eltern zu sein. Es wäre vermessen.

Zu viert in unserer Wohnung aufeinander ist anstrengend, der Alltag mit Home-Office, Betreuung des Schuldkindes, Beschäftung des Kindergartenkindes und dem restlichen Alltag durchaus belastend. Als Freiraum kann ich aber in die Werkstatt, wenn auch gefühlt seltener als sonst. Stellt sich raus, so richtig produktiv bin ich dort auch nicht. Auf einmal ist der Zeitdruck zum Shakedown weg, die Zukunft ungewiss. Irgendwie komisch.

Von daher Wurschtel ich mich in den letzten Wochen von einer Kleinigkeit zur Nächsten. Dementsprechend bekomme ich irgendwie auch gerade keinen kohärenten Blogpost zusammen.

Dinge die ich aber geschafft habe waren zB. das Messen des Lambdawertes an Krümel. Dazu bin ich das erste Mal mit dem 620 Motor über das Werkstattgelände gebollert um den Motor warm zu fahren. Herrlich und so ein 620 hat nach so langer Pause gut Punch. Gefühlt lief der Motor auch schon besser als der 600er.

Für das Messen habe ich ein altes Innovate LM-1 inkl. Sensor Eingangsbox und Breitbandsonde. Damit ist es möglich den AFR-Wert über die Sonde, die Drehzahl und alle möglichen anderen 5V Sensoren zu loggen und später auszulesen. Das Gerät versprüht den Charme der 90iger, so mit riesigen DIN-Streckern, elegantem Videorecorder-Design. Very Old-School. Aber das Gerät tut was es soll und man kann sich über eine serielle Verbindung sogar die Messdaten live auf dem Computer anzeigen lassen.

Ich kann aber nur im Leerlauf messen, also ohne Last. Für alles andere muss ich erst noch das LM-1 irgendwie aufs Motorrad schnallen. Das war eigentlich für den Shakedown gedacht der ja nun unklar verschoben ist. Ich denke ich werd aber mal über das Werkstattgelänge bollern um zu gucken was sich da entwickelt. Aber im Leerlauf zeigte sich dann schon dass bei Leerlaufdrehzahl der stehende Zylinder vollkommen mager lief. AFR von über 20! (bei den ersten Messungen war die Drehzahl noch falsch, 4000 RPM sind also nur so 1000 RPM)

Der liegende Zylinder hingegen war akzeptabel, mit einem AFR zwischen 13 und 14 denke ich ganz okay. Bei Drehzahl geht er dann runter auf ca. 11, was denke ich im Rahmen ist. Wie das unter Last aussieht bleibt abzuwarten.

Das komische an der Geschichte: Beide Vergaser hatten eine komplett identisch eingestellte Lerrlaufgemischschraube! Nachdem ich dann noch die Sache mit der Drehzahl gefixt hatte und das Laptop für Live-Daten am Motorrad angeschlossen habe, konnte ich mal die Leerlaufgemischschraube für den stehenden Zylinder ein bisschen gröber verstellen und siehe da, wenn ich so bei 3-4 Umdrehungen raus angegelangt bin, dann passt das Gemisch auch so langsam und auch die Drehzahl stieg auf einmal von gerade so 1000 RPM auf irgendwas zwischen 12-1500 RPM an. Der Motor läuft also schon mal deutlich runder, vermutlich weil der stehende Zylinder jetzt auch wirklich Arbeit verrichten kann. Ein AFR von 15-16 ist zumindest schon mal besser und nicht mehr komplett zu mager.

Aber wie gesagt, das sind alles Werte im Stand und die sind vermutlich nicht wirklich Aussagekräftig. Ich muss mich auch noch belesen was denn so für ein AFR für den Leerlauf einzustellen ist. Da fehlen mir komplett die Erfahrungswerte. Was ich noch vor habe ist einen IAP Sensor aus einer SV650 den ich noch rumliegen habe an das LM-1 anzuschliessen und damit die Unterdruckwerte im Ansaugrohr mit zu loggen. Mehr so ne Spielerei als wirklich nötig.

Allerdings macht mich das mit den komplett anders eingestellten Leerlaufgemischschrauben stutzig und so überlege ich ob ich die Vergaser nicht doch mal zerlege und komplett überhole. Unentschlossen ich bin..

Fürs Auge gab es auch ein bisschen was, schöne aus dem Vollen gefräßte Achsplatten von used-italian-parts. Sind Matze wirklich sehr schön gelungen!

Während ich weiterhin auf die Lackteile warte und leider vom Lackierer weiter vertröstet werde, habe ich mich erstmal dem Ritzel und der Fußraste gewidmet. Beim Sturz war irgendwie der Fersenschützer auf der linken Seite arg geknickt worden und die eine Befestigungsöse hat es gehimmelt.

Ich hatte dies zum Anlass genommen mir doch mal Fersenschützer aus Carbon zu kaufen und hatte relativ günstig ein Paar über Kleinanzeigen ergattert. Beim versuch selbige anzubauen musste ich aber feststellen das dort wohl schon mal jemand mit Kleber am Werke war, weil das eine Halteohr wohl schon mal abgeknickt war. Generell machten diese Teile nicht den Eindruck als wenn sie wirklich praktikabel wären und bei nur leicht erhöhtem Druck mit dem Stiefel brechen würden.

Es bröselt vor sich hin

Ich hab dann den Verkäufer bezüglich der geklebten Stelle befragt und zu meiner Überraschung und Freude hat er sich sofort entschuldigt, er hat die auch nur verkauft weil sie an einem Paar Fußrasten dran waren die er gekauft hatte und sie selbst nicht brauchte. Er hat mir dann mein Geld zurück geschickt und es entspann sich noch ein netter Chat über Mopeds und Erfahrungen mit Käufern/Verkäufern auf den Kleinanzeigen.

Nun stand ich aber wieder da ohne Fersenschützer. In der Sturzkiste befand sich leider auch nur ein zweiter für die rechte Seite. Aber wozu hat man Alublech, Stichsäge und Feile? Kurzerhand hab ich was ausgesägt, gebogen, gebohrt und gefeilt und mir schlicht einen eigenen und sehr stabilen Fersenschutz hergestellt. Ich muss sagen, der ist deutlich besser geworden als ich es mir erhofft hatte!

Dann gab es noch einen Schutz fürs Motorgehäuse im Ritzelkasten. Dieser soll verhindern das wenn die Kette doch mal reissen sollte, sie im Gehäuse einschlägt und dort keine Gefangenen macht.

Gab es auch von jemanden auf Kleinanzeigen der die Dinger aus Edelstahlblech auslasert. Hinbiegen muss man sich die dann aber selbst. Gut, das ausschneiden hätte man vielleicht auch selbst hinbekommen können, aber das abmessen hätte deutlich Zeit gekostet und Edelstahl ist ein A-Loch.

An Krümel war das hinbiegen eine Sache von 15 Minuten, beim Admiral musste doch öfter die Flex ran um entsprechende Anpassungen vorzunehmen.

Vor der endgültigen Montage am Admiral war dann noch ein bisschen sauber machen im Ritzelkasten angesagt und nach wiedermal erfolglosem ausprobieren die Schaltung doch per Gestänge statt Direktschalthebel zu realisieren (es passt einfach nicht mit dem Bursig) konnte ich alles Endmontieren. Damit ist der Bereich am Admiral dann fertig.

Aktuell komme ich irgendwie nur in kleinen Schritten voran. Leider mussten die Lackteile vom Admiral noch mal zum Lackierer, die Farbunterschiede waren dann doch irgendwie nicht annehmbar. Das hat leider zur Folge das ich mit dem neu bauen des Verkleidungshalters an der Front nicht weiter komme.

Stattdessen ist aber der Krümmer fertig repariert, Rene von Rasch Moto hat mir den Riss zugeschweißt, er meinte ganz richtig zu mir das der Riss sehr wahrscheinlich nicht initial von dem Sturz gekommen ist, sondern sich schon eine Weile reinvibriert hat. Der Sturz hat das ganze dann quasi nur wirklich sichtbar gemacht. Das ursächliche Problem wird gewesen sein, das der Endtopf keinen eigenen Halter hatte sondern nur auf dem Krümmer steckte. Also hab ich jetzt mal einen Halter für den ESD gebaut welcher am Motorgehäuse befestigt ist. Gebaut ist er aus einer Edelstahlhälse, ein bisschen Edelstahlstab und einem Stück Edelstahlblech. Eine gute Gelegenheit mal wieder ein bisschen Schweißen zu üben. Das Ergebnis hält, ist aber nicht im eigentlichen Sinne als schön zu bezeichnen.

An Krümel waren noch ein paar Servicearbeiten fällig. Das alter der Zahnriemen war unklar, deswegen gab es dort neue. Danach konnte ich auch die schwarz mit Plasti-Dip lackierten Zahnriemenabdeckungen montieren. Auch gab es einen neuen Luftfilter von BMC, der alte war doch schon ein wenig eingesifft. Neue Zündkerzen gibt es auch noch, aber die kommen nach dem ersten Start im Frühling erst rein.

Ansonsten gab es noch einen Krümel Aufkleber aufs Heck und eine kleine Halteplatte für das Shift-Light.

Mit Krümel bin ich quasi mit der Todo durch, beim Admiral steht noch die Kontrolle des Ventilspiels und eigentlich der Einbau von MBP Halbringen auf der Liste. Ganz oben in der Priorität steht aber nach wie vor Verkleidungshalter mit dem ich eigentlich schon fertig sein wollte. :-/

Die Punkte auf der ToDo für Krümel werden langsam übersichtlich. Als einen wichtigen Punkt hatte ich noch das Kabel der LiMa verlängert, welches zu kurz war um es am Gleichrichter anzuschliessen, da der LiMa-Deckel ja von der 749 stammt.

Dann habe ich noch den passenden Pin für das Shift-Light an der TCIP4 verkabelt und entsprechend vorne ins Cockpit gelegt. Als Shift-Light wird ein altes LED Rücklicht aus Axels 900 Supersport herhalten. Als Halter muss ich noch etwas basteln.

Viel mehr ist dann auch erstmal nicht zu tun, jedenfalls was man so bei der kalten Witterung tun kann. Denn neben noch ein paar einfachen Punkten wie Zahnriemen- und Luftfilterwechsel und einem eventuellem Gabelservice, steht noch ein großer Punkt auf der To-Do: Vergaser einstellen.

Dazu wird dann ein LM-1 von Innovate nebst Lambdasonde angeschlossen welches Datalogging von AFR und RPM durchführen kann und danach entsprechend eingestellt. Aber das wird in den späten Frühling verschoben und eventuell wird mit dem LM-1 auch mal ein zwei Runden auf der Renne aufgezeichnet.

Jetzt aber musste Krümel erst mal die Bühne für den Admiral frei machen, denn der ist ja nach wie vor out of service nach unserem Crash und die länge der To-Do entsprechend lang.

Die Familie war zum Pfefferkuchenhaus basteln ausgeflogen, für mich der Tag komplett in der Werkstatt verplant. Heute auf dem Programm: Stutzen für die Lambdasonden in den Krümmer von Krümel schweißen. Oder so.

Vor ein paar Tagen schon habe ich dazu Löcher an den entsprechenden Stellen am Krümmer gebohrt und musste leider feststellen das mein größter Bohrer gerade so das Maß der Lambdasonde erreicht und der Stufenbohrer stiess beim nächst größeren Durchmesser auf der Gegenseite des Rohres an. Mist.

Um aber den Stutzen genau zentriert anschweißen zu können. habe ich mir eine Zentrierhilfe aus einem Stück Alu-Rundmaterial, welches als Rest noch rumlag, gedreht. Diese imitiert quasi den späteren Sensor in seiner Form und kann in den anzuschweißenden Stutzen eingedreht werden. Habe das erste Mal eine Gewinde auf der Drehbank geschnitten. War doch relativ schwierig, aber am Ende hat es gepasst!

Heute habe ich mich also daran gemacht das ganze zu verschweißen. Dazu die Zentrierhilfe in den Stutzen drehen und dann den Stutzen am Krümmer anheften. Hat auch erstmal ganz gut geklappt. Aber dann muss man halt den Rest noch verschweißen und da hab ich wieder gemerkt wie schlecht ich das Schweißen immer noch kann. :(

Das schwierigste war, sich das Werkstück, in dem Fall den Krümmer, irgendwie in eine Position zu drehen wo man überhaupt vernünftig zum schweißen kommt und vor allem dann noch das Schweißbad auch sieht. Oft dreht man sich das so hin wie es passen sollte, dann setzt man den Schweißhelm auf und dann ist was im Weg, man sieht das Bad trotz Brille doch nicht vernünftig und dann wird es wieder Murks. F**K!

Am Ende habe ich echt verdammt viele Stunden gebraucht um die zwei Stutzen anzuschweißen, einfach weil ich dann wieder den Murks mit dem Schleifer wegmachen oder überschleifen musste und von vorne anfangen. Zumindest den stehenden Krümmer hab ich dann auch mal mit Bremsenreiniger auf Dichtheit geprüft und durfte gleich noch an zwei Stellen nacharbeiten. Ob der liegende dicht ist.. keine Ahnung, aber um das zu testen müsste ich das komplette Rohr fluten. Es ist ein Elend mit dem Schweißen und es nervt mich tierisch das ich dies nicht besser hinbekomme!

Zu allem Überfluss stellte ich dann nach dem anbauen der Krümmer am Motorrad fest das a) die Sonde am liegenden ein bisschen zu steil stehen wird und nur gerade so einszuschrauben geht und b) die Löcher sich durch die Hitze verformt haben und der Sensor gar nicht mehr rein passt. Da muss ich jetzt also demnächst mit dem Fräßkopf das Loch noch mal aufweiten ohne das Gewinde zu versauen.. toll.

Bin mir nicht ganz sich ob der Tag in der Werkstatt ein Win oder ein Fail war. Falls wer dieses Handwerk versteht und Lust hat mir seine praktischen Erfahrungen persönlich zu vermitteln, ich wäre dankbar!

PS: Einmal mit dem Fräßer die Löcher etwas aufgeweitet, schon passt die Sonde!

Nachdem der Motor endlich zu wahr, machte ich mich daran die Verkabelung der Ignitech TCIP4 vorzunehmen. Das ganze war dank passendem Kabel für den Pickup und Schaltplan nicht weiter schwierig und an einem Nachmittag erledigt. Es konnte dann also der erste Startversuch unternommen werden. Passendes Mapping auf die Box gespielt und Druck auf den Starter mit Bremsenreiniger in die Trichter. Wollte nicht, also mal die Spulen vertauscht weil eventuell die Kabel vertauscht waren. Wieder Starter und Bremsenreiniger, nada. Komisch.

Also mal schauen ob ein Funke da ist. Kerze raus, funke da. Hmm. Wieder probiert, Fehler vom Pickup in der Software. Nochmal Kerzenstecker runter, andere Kerze reingesteckt und geschaut ob Funke da ist. Kein Funke!? Viel probiert, am Ende war Funke da wenn die Kerzen aus dem Motor raus waren und er damit keine Kompression hatte, sobald er gegen die Kompression arbeiten musste war wieder kein Funke da und der Fehler in der Software.

So richtig verstanden haben wir das nicht, zwischendrin ging dann die Batterie flöten und irgendwann beim X-ten Versuch gab es ein sehr sehr unschönes Geräusch aus dem Motor und er klang danach beim Startversuch eher unschön. Kacke!!!1!

Nicht nur das der ganze Mist nicht laufen wollte, jetzt hatte ich auch noch was kaputt gemacht. Beim mit der Hand durchdrehen klang es als ob der Startermotor immer mit lief. Nach dem demontieren des LiMa Deckels zeigte sich auch das Elend. Der Freilauf steckte fest, das Freilaufzahnrad trieb immer den Starter mit an. Die Demontage des Schwungrades und des Freilaufes waren dann eher aufwändig, weil sich das ja alles komplett verbunden hatte. Mit einigen Abziehern und ein bisschen Gewalt habe ich dann den ganzen Kram aus dem Motor bekommen und auch in Einzelteile zerlegen können. Sowohl das Freilaufzahnrad, die Freilaufkupplung und der Flansch in dem selbige läuft waren spätestens dann total im Eimer. Man sieht aber vor allem auf dem Freilaufzahnrad das da irgendwas schief gegangen ist.

Ich hab dann lange gegrübelt ob ich das ganze falsch zusammen gebaut habe, es liess sich aber beim besten Willen kein Fehler feststellen. Dann hab ich Ersatzteilenummer gewälzt ob eventuell die Teile aus dem 749 Motor nicht mit dem 620 Motor kompatibel sind. Es stellte sich aber raus das dort alles identisch ist, so wie ich es vor dem Zusammenbau auch schon festgestellt hatte. Dann hatte ich noch das Schwungrad des 848 Motors in Verdacht, aber die Schwugrad-Innereien die auch im 749 und 620 Motor sind, werden im 796 Motor mit exakt dem Schwungrad aus der 848 gefahren. Auch ist es von den entscheidenden Abmessungen zum Schwungrad des 749 identlisch. Das passt also alles zusammen.

Meine Vermutung ist, dass der Freilauf schon im 749 Motor durch den Kurbelwellenlagerschaden was abbekommen hat und die vielen Startverusche unsererseits dann im 620 Motor nicht überlebt hat. Ich habe mir dann einen gebrauchten Freilauf aus einer 796 inkl. Schwungrad und allem für sehr wenig Geld geschossen und diesen eingebaut. Wenn der wieder kaputt geht, dann weiss ich auch nicht. Um sicher zu gehen das der Motor sonst vom Zündtiming korrekt ist, hab ich noch mal die Zündzeiten mit der Gradscheibe und den Werten im Mapping abgeglichen, auch dort alles passend.

Inzwischen bin ich aber auch schlauer warum der Motor nicht ansprang. Ignitech verkauft tatsächlich verschiedene TCIP4 Boxen. Diese sind grundsätzlich identisch, sind aber je nach Zündsystem des Motorrades in welchem sie benutzt werden sollen leicht unterschiedlich. So funktioniert zB. die TCIP4 für Ducati Vergaser-Pickup nicht am Ducati 48-2 FI Pickup der Einspritzmotoren! Auch TCIP4 Boxen für andere Motorräder funktionieren nicht bei Ducati und andersrum. Es ist also mit nichten so das die Box total generisch ist, sondern sie muss zum Pickup passen den man benutzt.

Meine gebrauchte Box passte eben nicht zu dem 48-2 Pickup des 620 Motors und damit war ein starten unmöglich. Mir blieb nichts anderes übrig als in den sauren Apfel zu beissen und eine andere TCIP4 Einheit zu kaufen. Hätte man vorher wissen sollen und hinterher ist man immer schlauer.

Heute hab ich dann die TCIP4 Boxen getauscht und dann kam der große Moment, der Druck auf den Starter. Natürlich wollte Krümel erst nicht, brauchte auch Choke und die Vergaser mussten sich erst mit Sprit füllen. Aber man merke da war Leben drin und dann sprang er auch nach dem dritten Versuch ohne Probleme an. Qualmte wie verrückt seine beölten Krümmer sauber und klang fröhlich, frisch und frei. Ich kann euch sagen, das war schon eine ordentliche Erleichterung!

Natürlich passt das Vergaser Setting noch nicht wirklich, jetzt zum Beispiel liefen die beiden Zylinder deutlich zu mager. Um das abzustimmen kommen in den Krümmer aber noch Anschlüsse für eine Lambdasonde rein und dann schauen wir mal was die Werte so sagen. Das wird noch spannend!

Finally! Ich konnte heute endlich das fehlende Puzzlestück fertig stellen um den 620 Motor in Krümel endlich zu schliessen. Was fehlte war der Kupplungsdeckel. Der Motor hatte ja in seinem Spenderfahrzeug ein wenig Bodenkontakt und der Kupplungsdeckel wurde dabei arg über den Asphalt geschliffen (kenn ich irgendwoher..). Dabei kam es zu einem kleine Riss im Deckel durch den dann Öl ausläuft, denn wir haben es hier zwar mit einer Ducati zu tun, aber leider bzw. glücklicherweise hat Krümel eine Nasskupplung!

Schon ein wenig malträtiert, frisch mit der Flex den Riss sichtbar gemacht.

Einen neuen Deckel zu kaufen wäre relativ einfach möglich gewesen oder einfach den vom 600er Motor benutzen. Aber irgendwie wollte ich versuchen den Deckel zu retten. Gestern habe ich dann erfolglos versucht den Deckel zu löten. Ich hatte mal irgendwann ein bisschen Aluminium Weichlot gekauft mit dem das eigentlich gehen sollte. Das Problem war nur, ich hab den Deckel nicht auf die entsprechende Temperatur bekommen und eventuell war die im Deckel benutzte Aluminiumlegierung auch nicht hilfreich. Das Lot schmolz zwar, verband sich aber nicht mit dem Deckel und man konnte es hinterher einfach wieder abmachen.

Heute dann habe ich das WIG-Schweißgerät auf AC gestellt und es damit versucht. War auch nicht so einfach! Ein sauberes gerades Blech schweißen ist das eine, so einen dicken Deckel was anderes. Es gab einige Fehlversuche und lautes Fluchen, aber am Ende habe ich triumphiert! Es ist nicht besonders schön geworden, aber es ist dicht! Der Test mit Bremsenreiniger und Feuerzeug brachte keine Flamme mehr hervor, vorher gab es da immer einen prima Kerzenersatz!

Nicht schön, nicht selten, aber dicht!

Den Lack hat es beim Lötversuch schon abgefackelt, über die Blöbbel könnte ich noch weiter drüber schleifen.. aber alles egal, denn auch für den Kupplungsdeckel konnte ich für sehr wenig Geld ein bisschen schützendes Carbon ersteigern und schon sieht man von all dem nichts mehr! :D (ich kleb den Deckel natürlich erst drauf wenn der Motor mal gelaufen ist.. nicht das doch undicht ist.)

Bling!

Beflügelt von diesem Erfolg hab ich dann gleich weiter gemacht und alles wieder zusammen gebaut was noch fehlt, so das jetzt eigentlich nur noch Öl einfüllen und die Adapterkabel für die TCIP4 Zündeinheit zu crimpen sind. Dann kann ich beinahe schon einen Startversuch wagen!

Am 620 Motor für Krümel gab es keinen LiMa Deckel. Kein Problem, dachte ich, wird sich schon gebraucht irgendwo finden. Aber Pustekuchen! LiMa Deckel für die luftgekühlten 2-Ventiler mit Pick-Up Eingang im Deckel sind entweder total selten oder unverschämt teuer! Die Gründe sind mir nicht so ganz klar, die Motoren gab es ja nun eigentlich nicht wirklich selten. Deckel von den wassergekühlten Motoren gibt es jedoch wie Sand am Meer.

So einen hatte ich auch noch von dem 749 Motor rumliegen. Die Wasserpumpe brauche ich beim luftgekühlten Motor natürlich nicht. Aber der Deckel passt problemlos und so kam die Idee auf, wieso nicht einfach die Wasserpumpe ausbauen und stilllegen? Als erstes habe ich mal das kleine Kugellager für den Kurbelwellenstumpf im Deckel gegen ein Neues ersetzt. Das alte Lager hatte sich auf Grund des Kurbelwellenlagerschadens komplett zerlegt und kam mir bei der Demontage des 749 Motor in Einzelteilen entgegen. Um das Loch, wo sonst die Welle des Pumpenrades durch verläuft, zu schliessen sollte eine einfacher Stopfen ausreichen. Die beiden Flansche für Ein- und Ausgang des Kühlmittels sollten verschraubt sein und diese wollte ich durch entsprechende Stopfen mit Gewinde ersetzen.

Für den Wellendurchgang hab dann einen Stopfen mit einer Nut für einen O-Ring gedreht und ihn auch noch mit Gehäusedichtmasse eingeklebt. Die Hülse wird mit den Schrauben am Platz gehalten, die sonst die Wellendichtung fixieren. Schon dort sollte jetzt eigentlich kein Öl mehr durch kommen.

Leider stellte sich dann heraus das sich die Kühlmittelflansche nicht aus dem Deckel drehen liessen. Klar sind die eingeklebt, aber auch alles heiss machen half nichts. Die Dinger waren komplett festkorrodiert. Selbst ein Loch durch bohren um mit mehr Hebel arbeiten zu können, brachte keinen Erfolg. Mit blieb als Lösung des Problems dann nur übrig die Stutzen einigermaßen bündig abzusägen, was auch nicht so einfach war weil man nicht wirklich gut mit der Flex oder sonstiger Säge dran kommt. Die abgesägten Stutzen habe ich dann mit gedrehten Stopfen und Dichtmasse verschlossen.

Aufwändig war dann noch der äussere Deckel als Ersatz für den Pumpendeckel. Die Form war schnell vom Originaldeckel auf ein Stück Alublech abgepaust, aber das Ausschneiden und Feilen, um die passende Form zu erhalten, war dann doch recht umfangreich. Den Deckel habe ich jetzt erst mal nur aufgeschraubt und nicht mit Dichtung verbaut, damit ich nach dem ersten Motorlauf erst mal dahinter schauen kann ob alles dicht ist.

Für wenig Geld konnte dann noch einen WaPu Schutzdeckel aus Carbon ersteigern, welches es lustigerweise auch nur für die WaPu Variante des Deckels gibt, nicht aber für die Luftgekühlten! Ich brauche auf jeden Fall noch einen Namen für den Stil des Gesamtkunstwerkes, irgendwas zwischen DIY Red-Neck und Rizoma Bling-Style.

Jetzt muss noch das Kabel der Lichtmaschine verlängert oder der Gleichrichter anders angebracht werden. Den Pick-Up habe ich schon eingebaut und den Abstand zum Zahnrad der Nebenwelle überprüft, passt! Damit ist die LiMa Seite des Motors fertig.

Der 620 Motor wurde einer kurzen Kontrolle bezüglich des Ventilspiels unterzogen, dabei stellte sich raus das sämtliche Spiele komplett korrekt waren. Wer hätte das gedacht! Der Motor macht allgemein einen sehr gepflegten Eindruck (von normaler Verschmutzung abgesehen), so als ob der Vorbesitzer brav den Service hat machen lassen bis es zu einem Unfall kam welcher vermutlich eine komplett krumme Vorderradgabel erzeugt hat.

Die Spuren des Unfalls sieht man an einigen Stellen. Der Kupplungsdeckel ist durch geschliffen und der Ventildeckel des liegenden Zylinders auf der Auslassseite ist etwas Matsch. Auch war eine der Schrauben am Ausslassventildeckel des stehenden Zylinders, welche irgendwie weitere Teile hält, auch leicht verbogen.

Was sich bei der Umschau noch rausstellte war, das der Motor aus der Generation mit 6-Gang statt 5-Gang Getriebe stammt und somit auch eine APTC von Adler hat, welche wie eine Antihoppingkupplung wirkt. Schönes Gimmick.

Auf der Lichtmaschinenseite ist weiterhin alles auseinander, allerdings habe ich mal den 749 Motor zerlegt und dort den Anlasserfreilauf nebst Schwungrad und Rotor erbeutet. Damit stehen jetzt alle Optionen bezüglich der Zündung zur Wahl.

In diesem Zustand kann der Motor aber ruhig schon eingebaut werden, alles weitere kann dann ja im eingebauten Zustand erfolgen und so machte ich mich daran die Monster zu zerlegen. Zum Glück ist da ja nicht viel dran. Sitzbank, Tank, Airbox, Vergaser, Auspuffkrümmer und dann den Kabelbaum vom Motor lösen.

Beim Tausch selbst wurde Krümel an unserer Laufkatze aufgehangen, der alte Motor wird mit einem Motorständer verschraubt und dann muss die Schwinge vom Motor gelöst werden. Die beiden Motorbolzen noch raus, das Motorrad am Kran hochziehen und schon kann man den Motor rausrollen. Zum Einbau das ganze retour. Kein großer Akt, aber war ja auch nicht der erste Motortausch.

Dann kam der große Moment. Passen die 750iger Ansaugkrümmer und der 600er Abgaskrümmer mit Rahmen, Schwinge und Airbox etc.pp.!? Ja, alles passt wunderbar, ein hoch auf den Ducati Baukasten!

Die nächsten Schritte sind den Kupplungsdeckel zu Reparieren, Lambdamuffen in den Krümmer schweißen und die Lichtmaschinenseite samt Zündung in Ordnung zu bringen.

Alles begann mit dem kurzen Satz in einer Pause zwischen zwei Turns am Spreewaldring: “Ich hab da noch einen 620iger Monster Motor, liegt mir immer im Weg rum, willst den haben”?

Solche kurzen Momente können bei Leuten mit Nagel im Kopf zu wochenlangen Hirngespinsten im Kopf führen und am Ende haben sie einen weiteren Motor in ihrer Werkstatt liegen der über den Winter in ein Motorrad gepflanzt werden will.

Monster 620 Motor

Ja, es geht um einen anderen Motor für Krümel. Der 600ccm Motor ist fein, aber ewig wird er nicht halten und sowieso ist das Bessere ja bekanntlich der Feind des Guten.

Der 600er Motor hat ja die 400er Köpfe mit sehr kleinen Ventilen (33.5/30 I/E), also wirklich winzig. Der 620er Motor bringt von Hause aus die größeren Ventile (41/35 I/E) und die Kurbelwelle aus dem 750 Motor, sowie ein überarbeitetes Kopfdesign mit. Das alles bringt ein bisschen mehr Leistung (zumindest mit Einspritzung) aber vor allem dreht der Motor problemlos höher und ist dabei noch stabiler gebaut. Mehr Informationen zu den Unterschieden/Gemeinsamkeiten finden sich in Brads Comparison of 2V Models – 1000, 900, 800, 750, 620 and 600.

Der unsinnige Plan formte sich also in meinem Kopf, den 620 Motor in Krümel zu pflanzen und dort statt mit der Einspritzung mit Vergasern zu betreiben. Die Verwendung der Einspritzung funktioniert bei den Vergaserrahmen der Monster nicht, denn die Querstrebe des Rahmens würde genau über der Drosselklappe des liegenden Zylinders verlaufen, man bekommt dort also keinen vernünftigen Einlassweg hin.

Die Umrüstung des Motors auf Vergaser benötigt allerdings ein paar Eingriffe.

Die Ansaugrohre sollen von der Monster 750 kommen, welche den gleichen Ansaugdurchmesser wie der 620 Motor hat. Die 600er Vergaser werden weiter benutzt, die finden Baugleich (bis auf Bedüsung) ja auch in 750 und 900er Monster ihre Verwendung, sollten also beim 620 kein Problem darstellen. Nur die Abstimmung wird spannend. Ich denke dafür sollten dann noch Anschlüsse für Lambdasonden in den Krümmer kommen, dann kann dort die Lambdamessung mit Axels Innovate Gerät stattfinden.

Als Auspuffkrümmer könnte der bestehende von der 600er Monster sogar passen, der Krümmer für Monster 600, 750 und 900 waren alle identisch. Vielleicht habe ich Glück und auf den 620 passt es auch einfach. Wenn nicht muss ein 620 Krümmer her, die sollten aber für kleines Geld zu bekommen sein.

Etwas komplizierter stellt sich die Zündung dar. Bzw. sind hier die Optionen offen da dem Motor der komplette Anlasserfreilauf, nebst Schwungrad, Lichtmaschine und Motordeckel fehlt. Die preiswerte Möglichkeit wäre also möglichst viel vom 600er Motor zu übernehmen. Vor allem also den Vergaser-Pickup, welcher aber auch das Zündungsschwungrad benötigen würde. Für den Pickup müsste auch noch eine Kabeldurchführung ins Motorgehäuse gebohrt und mit Gewinde versorgt werden, der Flansch dafür ist im Guss des 620 vorhanden. Den LiMa-Deckel kann man dann auch übernehmen. Da der 620 über 9000rpm mit Einspritzung dreht (max. Leistunng bei 9500rpm!), braucht es noch Zündboxen ohne oder höherem Drehzahl-Limiter.

Die andere Variante, welche aber gleich eine ganze Menge mehr Geld verschlingt, wäre die Umrüstung auf Ignitech TCIP4. Dann könnte man einen Pickup an der Nebenwelle benutzen wie es die Einspritzmotoren haben, dafür braucht es dann aber auch den Einspritzer LiMa-Deckel mit dem Anschluss für den Pickup. Kostet beides so einiges mehr, auch wenn ich einen passenden Pickup noch am 749 Ursprungsmotor vom Admiral habe, zusammen mit Freilauf und sonst allen Teilen auf der Lichtmaschinenseite. Eventuell könnte man auch den Lichtmaschinendeckel von Krümel übernehmen, das ist ein BJ2000 und der hat den Anguss für den Pickup auf der Nebenwelle auch dran. Bedürfte also auch nur zwei Bohrungen.

Der erste Plan ist jetzt also erstmal der Betrieb per Vergaser-Pickups, zumal Matze von https://used-italian-parts.de/ einen Satz offener CDIs für die Vergaser Modelle anbietet für einen verdammt guten Kurs. Welche mit Drehzahlbegrenzer hat er natürlich auch. Gemein ist allen das sie eine schönere Zündkurve und einen kräftigeren Funken haben.

Der Winter kann also kommen! :)

Der Twins meets Classics Termin von Fatma und Michael veranstaltet ist einer meiner Lieblingsevents in der Saison. Erstens kann man am Sonntag die Rennen vom BnB anschauen und zweitens danach zwei Tage lang um den Spreewaldring heizen mit einer Gruppe von sehr entspannten Mitmenschen.

Einzig die Platzfindung im Fahrerlager die zwischen abreisenden BnB Teilnehmern und ankommenden TmC Teilnehmern stattfindet ist ein wenig nervig, einfach weil das Fahrerlager am STC nicht das größte ist.

Aber letztendlich findet jeder einen Platz, und das übliche Ausladen, Anmelden und die technische Abnahme ziehen sich durch den Abend. Ich hatte dieses Mal wieder zwei Mopeds im Gepäck, weswegen wir mal wieder mit beiden Bussen anreisten, und so mussten sowohl der Admiral als auch Krümel gecheckt werden.

Der Admiral kam mit seinen üblichen grenzwertigen 98 dB(A) durch die Phonemessung, Krümel bestach dank eines fehlenden Drehzahlmessers mit 93 dB(A). Ganz schöner Leisetreter! ;)

Mein Plan sah dann auch vor am ersten Tag erstmal mit Krümel zu fahren. Hätte ich auf den Admiral wechseln wollen, hätte ich mir einen anderen Gruppen-Farbpunkt-Aufkleber bei Micha holen müssen. Warum die Punkte nicht auf den Helm geklebt werden, verstehe ich nicht so ganz. Muss ich wohl noch mal vorschlagen.

Die Nacht im eigenen Bus war entspannt und ruhig und so konnte ich am Morgen doch recht ausgeruht die beiden Mopeten vor die Halle schieben und mich um Luftdruck und Reifenwärmer kümmern. Das war auch nötig, dann um 9:20 war Fahrerbesprechung angesetzt und um 10:00 Uhr sollte der erste Turn losgehen. Wie immer startete die Gruppe der schnellen Freifahrer, in die ich mich beim Anmelden scheinbar auch einsortiert hatte, als erste. Na mal sehen was das wird, mit Krümel bei der schnellen Bande.

Ich hatte ja erst einen Turn im April mit Krümel absolviert, da hatte es gerade mal für eine 1:53 gereicht. Also nicht wirklich flott um als “schneller Freifahrer” zu gelten. Aber gut, nach der zu spät begonnenen und zu lang dauernden Fahrerbesprechung schnell in die Kombi gequetscht, Reifenwärmer runter und los!

Erster Turn ist immer Orientierungsturn. Strecke noch da wo sie sonst auch ist? Motorrad funktioniert immer noch so wie sonst auch? Muss man ja immer sicherstellen, nicht das es einen doch mal überrascht! Dementsprechend viele deutlich besser motorisierte und/oder gesteuerte Motorräder fuhren an mir vorbei. Ist halt so, fahren macht trotzdem Freude. Im zweiten Turn dann doch mal den Laptimer angeschaltet und gesehen, 1:55. Da war also noch Potential!

Das schöne ist, es frustriert einen auf Krümel irgendwie nicht. Der funktionierte wunderbar und auch mein neu gedengelter Hitzeschutz am Krümmer funktionierte scheinbar recht gut. Prima!

Mit jedem Turn machte das fahren dann mehr Spass und mit jedem Turn wurden die Zeiten besser. Dann wohnte ich einer kleinen Theorierunde von Matze bei und nahm mir zwei Linienhausaufgaben in den kommenden Turn mit. Dank Krümel hatte ich alle Zeit der Welt an der der V-Linie zu feilen und siehe da, es klappte und machte super Spaß! So übte ich Turn für Turn Linie und es brachte Turn für Turn weitere Sekunden.

In den letzten drei Runden im letzten Turn des Tages muss es dann irgendwie in meinem Kopf den Schalter komplett umgelegt haben. Ich fuhr in Schräglage irgendeine Kurve und sagte zu mir selber: Das was du da machst, das ist doch kein Hanging-Off. Jetzt mach halt mal und lehne den Oberkörper ordentlich rüber! Gedacht, gewollt und vor allem: getan! Da auf einmal passte alles irgendwie zusammen, die Linie, die Blickführung, die Körperhaltung, die Perspektive. Ja, die Perspektive! Ich fahre jetzt seit ca. 7 Jahren auf der Rennstrecke und noch nie hat sich mir so krass offenbart was sich an der Perspektive auf einem Motorrad ändert wenn man den Körper mal ordentlich neben dem Motorrad positioniert. Der Kopf ist eben nicht mehr in Linie mit den Rädern, er ist komplett daneben. Man sieht den Horizont und die Wolken nicht mehr, sondern nur den Asphalt und die Kurve. Auch vom Motorrad selbst sieht man nichts mehr. Aber man hängt irgendwie nicht nur physisch neben dem Motorrad, sondern auch geistig und trotzdem ist das Motorrad noch da, als verlängertes Organ, als Werkzeug mit dem man die Strecke fühlt obwohl es ein lebloses Ding ist. Wie bei einem Stock mit dem man über eine raue Oberfläche fährt und trotzdem der Meinung ist man könne die Oberfläche an der Spitze des Stockes spüren, obwohl selbiger ein lebloser Gegenstand ist. Das hat man sonst ja auch auf dem Motorrad, man merkt an den Reifen was mit dem Belag ist, aber wenn man dann neben dem Motorrad hängt ist das noch eine ganze Ecke frappierender, einfach weil der Stock viel länger ist und man ihn nicht mehr sieht.

Der Flug im Kreis in diesem Zustand in diesem letzten Turn war so euphorisierend und setzte so viele Glückshormone in mir frei das ich beim über die Ziellinie ballern nach der letzten Runde und kurzem Blick auf den Laptimer in meinen Helm vor Freude schrie! Die komplette verdammte Outlap jubelte ich in meinem Helm, auf dem Laptimer Stand eine 1:45,9.

Ich glaube ich habe den kompletten Abend das Grinsen aus meinem Gesicht nicht mehr raus bekommen. Klar, mit dem Admiral war ich 4 Sekunden schneller unterwegs, aber nur mit plumpen 50PS mehr Leistung auf den Geraden. So wie ich mit Krümel unterwegs war, dass muss ich mit dem Admiral erst noch hinbekommen.

Trotzdem entschied ich mich dafür den kompletten zweiten Tag weiter mit Krümel zu fahren. Jetzt wo ich verstanden hatte was und wie ich es zu tun hatte und es endlich so passte wie gewollt, sollte jetzt nicht die frische Erinnerung daran durch einen Umstieg auf den Admiral zunichte gemacht werden. Die Devise für den Tag lautete “Körper, Körper, Körper!” Im ersten Turn war es hart, denn eben dieser Körper hatte arg zu tun sich in die Positionen zu bewegen die verlangt wurden. Vielleicht hätte ich mich aufwärmen oder stretching machen sollen. Naja, ein Turn fahren half auch. Laptimer meinte 1:50. Fühlte sich auch so an.

Aber schon beim zweiten Turn war ich wieder besser in Schuss, der Körper kam wieder da hin wo es verlangt wurde, die Zeiten purzelten wieder mit jedem Turn. Das vertrauen ins Motorrad und die Positionierung funktionierten so wunderbar, das es irgendwann quasi von einem Knieschleifer auf den anderen in jeder Kurve ging. Stellen an denen ich noch nie das Knie unten hatte schrabbten jede Runde wieder. Leider schrabbte das Wetter auch an der Kondition und so langsam ging mir die Puste aus, dafür standen jetzt konstant 1:45er Zeiten auf der Uhr.

Der vorletzte Turn stand dann an, irgendwie war schon klar das es der letzte werden würde, wie immer. Das Teilnehmerfeld hatte sich arg gelichtet, in meiner Gruppe rollten vier einsame Verstrahlte an den Start und warteten auf das Go vom Streckenposten. Die Ampel sprang auf Grün und dann winkten mich auf einmal die drei anderen nach vorn. Keiner wollte als erstes raus. Hmm, na gut, müsst ihr mich halt wieder überholen.

Raus als erster, irgendwie ja auch immer wieder cool. Viele meiner besten Turns bin ich als erster draussen gestartet. Dieser sollte dem in nichts nachstehen. Es passte einfach alles, auch wenn ich voll im Arsch war. Zurück in der Halle stand eine 1,44:4 auf dem Laptimer. Überholt hatte mich nur einer der drei anderen, auf einer Geraden. :)

Auf diesem Event habe ich glaube so viel Theorie in schnellere Rundenzeiten umgesetzt wie schon lange nicht mehr. Nur drei Sekunden langsamer als mit dem 50 PS stärkeren Admiral zu sein finde ich verdammt geil. Ich bin gespannt ob ich das gelernte mit dem schnelleren Motorrad auch umsetzen kann. Aber bevor es wieder auf den Spreewaldring geht, geht es erstmal in ca. drei Wochen für drei Tage nach Most. Aber ohne Krümel, der muss nicht mit nach Most, da wäre er wirklich arg verloren denke ich.

Danke, Krümel!

Oft ist es ja so, den ganzen Winter schraubt man sich in der Werkstatt an spinnerten Ideen die Finger wund und macht und tut. Aber eines Tages müssen die sich die Hirngespinste und der Basteldrang eben auch der harten Realität stellen und raus ans Licht und auf die Straße! Oder Strecke in meinem Fall.

Und deswegen ist es bei uns eine gute “Tradition” das Ergebnis des Schraubens auf der quasi Hausstrecke am Anfang der Saison einmal zu testen. Man nehme also einen Termin am Spreewaldring und packe quasi alles ein was man testen möchte.
Dieses Jahr brauchten wir dazu zwei Autos, denn drei Motorräder wollten bespielt werden. Eigentlich gar vier, aber das wäre dann doch zu weit gegangen.
Es durften also mit die Duke von Axel, der Admiral und natürlich Krümel.

Am Donnerstag Abend luden wir alles ein, getanzt wurde dann am Karfreitag. Auch wenn man das nicht darf, hab ich gehört. Morgens relativ Human zum Spreewaldring rollen bei nicht vorhandenem Feiertagsverkehr, Mopeds wieder rauswerfen und Fahrscheine beim freien Fahren lösen. Den ersten Turn liess ich aus, denn die Reifenwärmer waren nur kurz drauf gewesen und man soll sich nicht immer so einen Stress machen.

Als erstes tanzte ich mit dem Admiral. Dort hatte ich ja den liegenden Zylinderkopf getauscht und schon im Herbst einen Quickshifter eingebaut. Der Motor läuft prima, der Quickshifter tut eigentlich auch. Man muss aber durchaus schon beherzt und bestimmt auf den Schalthebel treten, wischiwaschi mag er nicht und landet dann auch gerne mal in einem false neutral. Kann man sicherlich mal noch die Unterbrecherzeiten ein bisschen feintunen. Ansonsten alles schick, bis auf mich und meine Kondition. Aber an der hab ich im Winter auch nicht geschraubt. :/

Zweiter Tanzpartner war dann Krümel. Komplett neues Motorrad, aber einfach knuddelig. Die 50 PS überraschen einen wirklich in keiner Lebenslage, die Bremsanlage reicht für locker mindestens 100 PS mehr, dementsprechend gut fängt sie einen ein.
Im unteren Drehzahlbereich fällt der Motor in ein Loch, das mag er gar nicht, vermutlich irgendwas mit dem Vergaser. Also Vollgas und auf Drehzahl fahren. Auf der Geraden dreht man also ordentlich am Quirl, der Motor gibt alles aber der Vorschub bleibt überschaubar.
Jetzt klingt das alles mehr oder weniger unattraktiv und man fragt sich warum man sich das antun sollte!? Ein langsames Motorrad, warum?!

Bis man es mal gefahren ist. Dieses untermotorisierte Fahren hat irgendwas an sich und macht irgendwas mit einem. Man würde denken das ist langweilig, das Gegenteil ist aber scheinbar der Fall. Wenn man es schnell um die Kurve schafft oder viel Schwung mit nimmt, macht einen das irgendwie Stolz. Wenn man den Motor auf der Geraden auswringt, macht einen das Zufrieden.
Die ganze Zeit ist man in Kontrolle, das macht Mut und gibt Vertrauen.
Man kann von so einem kleinen Motorrad so viel lernen. 1:53 stand auf dem Laptimer als beste Runde im allerersten Turn mit Krümel.

Technisch lief Krümel fast problemlos. Einziges Problem waren die am Krümmer des hochgelegten Endtopfes schmilzenden Stiefel. Ich komme mit dem Knöchel beim Hanging-Off dann scheinbar doch höher als das Hitzeband gewickelt ist.

Axel hatte nach drei Turns mit seiner Duke dann das erste technische K.O., der Simmerring des rechten Gabelholmes hatte schlapp gemacht und liess das Gabelöl in Richtung Bremse fliessen. Vielleicht hatte er die Nacht in Verspannung im Van nicht gut gefunden, jedenfalls war eine weitere Runde mit dem Schaden keine Option.

Aber so kam Axel dazu auch einen Turn auf Krümel zu drehen, während ich mich wieder auf den Admiral schwang. Leider verkokelte Krümels Krümmer die Stiefel von Axel sehr stark, denn das Hitzeschutzband befand sich in vollständiger Auflöseerscheinung.
Ich muss das wohl mal erneuern und 10-15 cm weiter hoch führen, vielleicht mit einem richtigen Hitzeschutz oder zumindest einem Schutz gegen das Durchscheuern.

Ergo war mit Krümel auch nicht mehr zu fahren und so zog ich alleine mit dem Admiral für den letzten Turn raus und legte dann doch tatsächlich meine Bestzeit auf dem Spreewaldring hin und fuhr quasi die gleiche Zeit wie 2016 im Rennen beim Built not Bought. Damals mit deutlich besserer Kondition und dazu in einem Rennen.
Dabei hatte ich nicht mal dolle gepuscht oder so, ich war einfach nur freudig gefahren! 1,41.03 stand auf dem Laptimer.

Von daher war das ein hervorragender Shakedown mit einem für mich extrem Motivierenden Ergebnis. Die Motorräder laufen Grundsätzlich, es gibt zwar noch hier und dort ein paar Sachen nachzustellen und ein paar Schrauben zum festziehen aber ansonsten funktioniert alles. Auf die neue Saison!

Die Vorderradfelge von Krümel hatte ich ja schon getauscht und auf ein schönes leichteres 5-Speichen Modell aus dem Ducati Baukasten gewechselt.

Bei der Hinterradfelge ist das nicht so einfach möglich. Wirklich schwer ist die 4,5″ 3-Speichen Hinterradfelge der 600er Monster jetzt nicht unbedingt, aber es gibt durchaus Optimierungspotential. Nur nicht aus dem Ducati Baukasten. Es gab nie wirklich leichtere oder schönere 4,5″ Felgen im Sortiment. Weder von Brembo, noch Marchesini. 5,5″ Felgen gibt es durchaus, aber dann müsste man anfangen 180iger Reifen zu fahren und das will ich in der 600er nicht.

Also schaute ich mich bei anderen Herstellern um. 4,5″ findet sich bei vielen kleineren Japanern. Leider auch dort im 3-Speichen Design und so weit rausfindbar auch nur in schwerer oder ähnlichen Gewichtsklassen.

Bei den Italienern gibt es eine 4,5″ Felge aus der Aprilia RS250 die leicht und schick ist. Die ist aber leider sehr sehr selten und dementsprechend schwer zu finden oder nur für unansprechende Preise zu bekommen. Man weiss ja auch immer nicht ob so etwas passt, also will man auch nicht Unsummen nur für einen Test ausgeben.

Recht gut verfügbar und für wenig Geld findet sich aber eine 5-Speichenfelge aus dem Hause KTM bzw. Marchesini. Diese stammt aus der Duke 690 BJ 2008-2011 und hat zwar nicht das gleiche Design der jetzt verbauten Vorderradfelge, aber immerhin schon mal in die Richtung. Die Felge ist zwar 5″, aber da passt ein 160iger Reifen trotzdem weiter drauf, zumal die Slicks meistens sowieso 160/60 sind und damit quasi ideal auf 5″ passen.

So eine Felge flog mir dann jedenfalls sammt Kettenradträger für schmales Geld aus dem nahen Holland zu und die ersten Anproben stellten sich als vielversprechend raus.

So eine Fremdfelge in ein anderes Motorrad einpassen ist meistens keine Sache von Plug&Play. Es gibt viele Abmessungen die zueinander passen müssen bzw. angepasst werden müssen.

Zum Beispiel hat die Urmonster Serie 17mm Achsen, die neueren Ducatis und zB. die 690iger Duke haben 25mm Achsen. Dort braucht es dann also andere Radlager oder entsprechende Buchsen.
Dann muss man schauen ob das Kettenrad und die Felgenmitte zu dem Zielmotorrad passen. Das Kettenrad sollte mit dem Ritzel fluchten, die Felge mit der Vorderradfelge in annähernd einer Spur laufen. Annhähernd deswegen, weil selbst viele Serienmotorräder keine 100%ige Spurübereinstimmung zwischen Vorder- und Hinterrad haben.

Spur messen nach Hausfrauen-Art

Dann muss die Bremsscheibe bzw. die Bremssattelaufnahme zur Bremsscheibe der neuen Felge passen bzw. passend gemacht werden.

Die Achsendicke wollte ich durch Buchsen ausgleichen. Denn erstens fand ich keine Radlager die von den Abmessungen gut passen würden, zweitens kann ich mir so den Tausch sparen und drittens passt dann jede andere Duke 690 Felge sollte ich mal Ersatz brauchen.

Die Flucht Kettenrad-Ritzel konnte ich durch einen entsprechenden Spacer ausgleichen, Aluringe die ich mal aus alten Festplatten erbeutet habe, und dann die Spur vermessen. Also Latten parallel zum Hinterrad anbringen und schauen wie der Versatz zum Vorderrad aussieht. Gemessen habe ich einen 5mm Versatz der Spur, was erstens denke ich okay ist und zweitens durchaus im Bereich der Messungenauigkeit.

Man beachte die Aluringe als Spacer.

Jetzt ging es in Richtung Bremssattelaufnahme. Die Ankerplatte der Monster war nutzlos. Die Abmessungen waren komplett unpassend. Praktischerweise flog eine Ankerplatte einer kürzlich komplett zerlegten ST3 in der Werkstatt rum und diese erwies sich als brauchbar. Auch diese ist für 25mm Achse, aber das Ausgleichen ist ja nun schon bekannt.

Die Duke 690 hat zwar eine dickere (Monster 4,5 mm – Duke 5 mm) und dafür kleinere Bremsscheibe (Monster 245 mm – Duke 240 mm) aber die 5mm Scheibe passt problemlos in den Brembo Bremssattel und die 2,5 mm weniger Radius kann man vernachlässigen. Ein Spacer (inkl. 17-25 mm Umbuchsung) mit passenden Abstand wurde hergestellt, so das der Bremssattel mittig über der Bremsscheibe steht.

Dann fehlte eigentlich nur noch ein Stück Spacer um den Abstand Bremssattelplatte zu rechter Schwingenseite auszugleichen.

Die Hülse auf der Kettenradseite, noch mit nur vorgebohrtem Achsloch.

Ganz so passte das aber nicht, denn der Dorn an dem sich die Bremsankerplatte abstützt benötigte noch ein wenig Modifikation damit die Platte dort nicht klemmt. Auch musste das Langloch der Platte ein wenig verlängert werden damit der gesamte Einstellbereich zum Kette spannen genutzt werden konnte.
Man könnte einwenden, dass die beiden letzten Modifikationen das System der Bremsabstützung geschwächt haben und vermutlich wäre das auch nichts was ich an einem Straßenmotorrad durchführen würde. Aber um die 50PS auf der Rennstrecke beim eventuellen Ausritt ins Kiesbett einzufangen wird es denke ich ausreichen.

Alle Distanzstücke habe ich aus 7075 Alu gedreht, da sollte es keine Probleme geben.

Die 690 Felge ohne Reifen und Kettenrad inkl. aller Distanzen wiegt jetzt 5,95 kg, was gegenüber der Monster Felge ohne Reifen und Kettenrad (7,45 kg) immerhin 1,5 kg gespart hat. An der Monsterfelge war noch ein Stahlkettenrad verbaut, für die neue Felge habe ich dann ein Alu-Kettenrad benutzt welches dann auch nur 330g wiegt, gegenüber 1 kg des Stahlrades. Zusammen kommt man also auf ca. 2 kg weniger rotierende ungefederte Masse.

Nötig wäre der Umbau nicht gewesen, aber es war eine schöne Übung für das Drehen und ich habe wieder eine ganze Menge gelernt! Ob es funktioniert, sehen wir dann beim Shake-Down im April!

Krümal für 2019, 160 kg ohne Sprit.

Eigentlich wollte ich ja an Krümel bis zum Saisonstart nichts mehr verändern, die Vergaser waren auch schon abgelassen, der Laptimer notdürftig mit Strom versorgt. Aber scheinbar kann ich es nicht lassen.
In mir reifte die Idee das doch ein Drehzahlmesser und vielleicht eine Anzeige der Öltemperatur ganz hilfreich wäre.

Also jagte ich einen gebrauchten kleinen Koso/Stage6 Tacho der solche Dinge anzeigen kann und versuchte diesen anzuschliessen. Für die Drehzahl musste ich natürlich noch mal den Motor laufen lassen, was auch problemlos (naja, LiFePO4 Jumperbox) funktionierte. Leider gab aber der Tacho nur ein unruhiges Tachosignal raus, was wohl ein übliches Problem ist wenn man versucht Induktiv das Signal von den Zündkerzenkabel abzunehmen.

Beim Anschluss des Tachos an den Kabelbaum und der Suche nach einer besseren Signalquelle viel mir wieder der unnütze Serienkabelbaum auf, an dem jede Menge ungenutzte Stecker für Lampen und Blinker rumbaumeln.

Aus der Idee einen Drehzahlmesser anzuschliessen, reifte die Idee den Kabelbaum auf das nötigste zu reduzieren! Also besorgte ich mir den Schaltplan einer Monster aus dem Baujahr 1999, welche Krümel angeblich sein sollte. Diesen habe ich dann digital erstmal um alles erleichtert was ich nicht brauchte. Lampen, Blinker, originaler Tacho, Tankanzeige, Seitenständerschalter, linker Lenkerschalter. Das Zündschloss flog auch raus, Zündung an geht jetzt über den Killschalter.

Hier wohnte mal ein Zündschloss

Als der Plan dann stand, machte ich mich fröhlich daran den Kabelbaum aus Krümel zu popeln und dann auf dem OP-Tisch (aka Werkbank) aufzuschneiden. Die ganze alte gammelige Umwicklung musste runter. Komisch war nur, das sich Stecker und Relais fanden die es in meinem Schaltplan nicht gab! So fand ich einen Sensor der mir unklar war und der sich dann als Temperaturschalter für die elektrische Vergaserheizung herausstellte die ebenfalls nicht in meinem Schaltplan zu finden war.
Auch ein Relai gab es, welches ich mir im Schaltplan nicht erklären konnte, welches aber eindeutig vom Seitenständerschalter betätigt wurde.
Die Sicherungsbox ergab auch irgendwie keinen Sinn, viel mehr Sicherungen als eingezeichnet.

Dann fand ich doch noch den passenderen Schaltplan, der einer Monster aus dem Jahre 2000 passte deutlich besser. Dieser hat die Vergaserheizung, das Seitenständerrelai und auch die Sicherungsbox passt! Ergo ist Krümel doch ein Baujahr 2000!

Racing Schaltplan von Krümel, also für eine Monster Baujahr 2000

Nun konnten also jede Menge Kabel und Stecker rausfliegen, andere Kabel wurden zusammen gelötet und der Stromanschluss für Tacho und Laptimer bereitgestellt, sowie Verbindung für Neutral- und Öldruckleuchte hergestellt welche dann über zwei kleine LEDs realisiert werden. Ist ja auch ganz hilfreich.

Der Kabelbaum auf dem OP-Tisch

Es flog noch eine ganze Menge mehr raus.

Eine weitere Spielerei die mir über den Weg lief war ein Kippsensor. Ducati selbst verbaut so etwas nicht, was bei einem Umfaller gerne dazu führt das der Motor auf der Seite liegend weiter läuft und es dann zu Mangelschmierung kommt.

Kippsensor einer CBR1100XX 99-07

Das Relai welches vom Seitenständer betätigt wird und die Zündung unterbricht schien ein idealer Ort für so etwas zu sein. Es fand sich dann ein Umkippsensor einer Honda aus anfang der 2000er. Dieser unterbricht die durchgeschaltete Masse sobald das Motorrad auf der Seite liegt, was dazu führt dass das Relai geschaltet wird und den Strom für die CDI unterbricht. Perfekt! Der Sensor fand im leeren Lampengehäuse sein neues Zuhause.

Immer wieder das testen am Probanden.

Der Kabelbaum wurde dann neu in Gewerbeschlauch eingewickelt, welcher offen ist aber seine Verdrehung behält. So mussten nicht alle Strecker ausgepinnt werden und es kann relativ schnell noch etwas geändert werden.

Für den Tacho und die Status-LEDs wurde ein kleines Alublech ausgeschnitten und gebogen und findet an der oberen Gabelbrücke über dem Lampengehäuse einen Platz.

Was leider noch nicht richtig gut funktioniert, ist die Drehzahl am Tacho. Es gibt bei der 2000er Monster zwar ein direktes Zündsignal von der CDI zum Tacho welches man anzapfen kann, aber das Signal ist leider so unsauber das der Koso Tacho damit nicht ganz klar kommt und die Drehzahl springt. Da muss ich noch mal mit einem Signalfilter testen ob dieser das verbessert.

Das letzte Puzzleteil im Programm “pimp up my Krümel” war der Einbau einer Brembo 5-Speichen Felge für das Vorderrad. Die originale 3-Speichen Felge ist leider mit 4,8 kg ein ganz schöner Anker. Die auch noch deutlich schicker aussehende 5-Speichen bringt es gerade einmal 3,9 kg. Also immerhin 900g rotierende ungefederte Masse weniger. Hatte ich schon erwähnt das sie auch noch toll aussieht? ;)

Das einzige Problem an der Geschichte war, der Verköufer der Felge hatte vergessen die innere Distanzhülse mitzuschicken. Immerhin fand er sie noch bei sich, der Versand dauerte aber eine Weile. Dementsprechend kam die Felge auch ohne Radlager. Was aber nicht so das Problem wäre, denn ich hatte ja noch einen Satz Radlager vom Admiral über, diese hatte ich mir irgendwann mal auf Halde gelegt.

Dann gab es aber erstmal eine Schrauberpause, erstens um auf die Hülse zu warten und zweitens weil die Titanplatte von meinem Schlüsselbein abgeschraubt wurde, welche dort seit dem Sturz vom Built not Bought 2017 angebracht war. Aber inzwischen geht es schon wieder ganz gut mit dem Arm.

Vor ein paar Tagen kam dann die Hülse und so machte ich mich mit Verstärkung in Form des Herbstferienkindes daran die Lager einzupressen.
Der Werkstattkühlschrank hatte diese schon seit ca. 2 Wochen auf -18°C runter gekühlt, die Felge wurde vom Heißluftfön entsprechend auf 50-60°C erwärmt. Das sollte also mit ein bisschen Fett flutschen! Tat es aber nicht!

Beim ersten Versuch verkippte das Lager im Sitz und musste ergo wieder raus. Beim zweiten Versuch klappte das dann. Hülse rein und zweites Lager rauf. Das wollte sofort, allerdings kippte die Hülse in der Felge. Ein wenig hebeln begradigte das ganze zwar, aber auch nachdem das zweite Lager komplett eingetrieben war, schien irgendetwas zu blockieren. Die Hülse und die Innenringe der Lager konnten nicht komplett gedreht werden!

(Eine hervorragende Erklärung wie die Vorderradlagerung im Motorrad funktioniert gibt es übrigens auf ZAMsChannel)

In der Gabel eingespannt lief dann zwar alles 360°, aber es gab zwei Punkte im Rundlauf bei denen irgendwie etwas in der Felge schabte. Scheinbar schliff die innere Hülse irgendwie innen an der Felge! Gewisse Ratlosigkeit machte sich breit und ich brach das ganze erst einmal ab. Das Kind hatte Hunger, ich auch.

Am Abend lies mich die ganze Geschichte aber nicht los. War das die falsche Hülse? Hatte ich was falsch gemacht? War die Hülse doch, trotz Überprüfung vor dem Einbau, nicht symmetrisch und hatte eine Einbaurichtung?! Können Elefanten fliegen?

Zu viele Fragen für einen ruhigen Abend zuhause, also noch einmal in die Werkstatt. Eins der Lager rauskloppen und rätseln. Die Hülse ist symmetrisch. Sie hat mit 85,7 cm auch die korrekte Länge, ist also vermutlich die korrekte. Auch ist sie nicht verbogen. Irgendwoher musste das schaben aber kommen. Entweder innen auf der rechten Seite oder an der linken Seite am Lagersitz. Was soll’s, auf zur Drehbank!

Ich hab die Stege an der Hülse dann auf beiden Seiten ca. 1mm auf der Länge von 1cm abgedreht. Damit sollte da nichts mehr kollidieren können. Danach wieder Hülse sammt Lager wieder rein. Im ausgebauten Zustand blockiert nichts und auch im eingebauten Zustand gibt es keine Rastpunkte! Yeah, Drehbank saves the day! Again.

Eigentlich müsste ich das Lager, welches noch mal raus musste, jetzt austauschen. Weil dieses beim rauskloppen axiale Belastung abbekommen hat für die es eigentlich nicht ausgelegt ist. Aber das Lager lief noch gut und das Motorrad fährt jetzt auch nicht die nächsten 40.000 km damit. Ich schaue einfach nach der Saison mal nach was das Lager so sagt. :)

Das war es dann erst einmal an Modifikationen an Krümel. Der Laptimer bekommt noch einen Stromanschluss, aber ansonsten steht nichts an. Ich muss auch den Fokus wieder auf den Admiral legen, denn dort gibt es ein paar größere Baustellen wie sich letztens rausstellte.. na super!

Krümel kam mit einer ordinären Stahlschwinge. An der ist erstmal nichts auszusetzen, aber das Bessere ist natürlich des Guten Feind! Es ergab sich schlicht das eine preislich sehr attraktive gebrauchte Aluschwinge hier im berliner Norden zum verkauf stand. Das Motorrad dazu hatte leider einen Unfall mit Frontschaden und wurde geschlachtet. Pech für den einen, Glück für den anderen.

Die Aluschwinge sieht natürlich zuerst mal schicker aus, nebenbei spart sie auch mal eben 1kg ungefederte Massen.

Krümel wurde also auf zwei Jack-Stands gestellt und dann konnte man problemlos die Schwinge ausbauen.. also nach dem der hintere Krümmer demontiert war, denn der geht bei der Monster ja durch die Schwinge durch.
Bei der Demontage konnte gleich noch eine Bestandsaufnahme der ganzen beteiligten Lager vorgenommen werden, aber die sind alle in gutem Zustand.

Einzig die Kugelgelenkköpfe welche am Bügel gegen die Schwinge abstützen sind leider total hinüber. Der Schmiernippel welchen die haben, wurde wohl nie dazu benutzt.
Ersatz war aber recht schnell besorgt, kostet auch nicht die Welt.

Dnach konnte die Aluschwinge wieder eingebaut werden, wobei sich aber rausstellte das sie ein kleines Stückchen breiter an der Stelle ist wo die Krümmer nach oben laufen. Ergo mussten diese weiter auseinander. Jetzt passt blöderweise der Bremszylinder für die hintere Bremse nicht mehr an die Fussrastenanlage.. arg.

Abhilfe schafft hoffentlich ein Bremszylinder nebst Hebel von einer ST2. Dieser ist, wie bei der 999, am Motor befestigt und damit aus dem Weg.

Der ist aber noch in der Parallelwelt der Paketdienstleister verschwunden und materialisiert sich hoffentlich demnächst bei mir.

Aber dafür hat sich etwas anderes schönes materialisiert und wird demnächst seinen Weg in Krümel finden! :D

Der Paketdienstleister der geringsten Befähigung lieferte gestern dann doch noch das Lenkkopflager für Krümel, so dass ich am Abend zur Tat schreiten konnte.

Ich hatte einige Vorbereitungen getroffen damit die ganze Operation klappt. Es gilt ja nicht nur die neuen Lagerschalen in das Lenkkopfrohr einzupressen, sondern auch das untere Lager auf den Lenkschaft aufzupressen.
Für letzteres hatte ich mir aus dem Lagerinnenring eines der alten Lager ein passendes Druckstück gefertigt. Dazu den Käfig aufgeschnitten und den Ring innen auf der Drehbank ein wenig aufgedreht, damit er am Lenkschaft nicht selbst klemmt.

Ausserdem erstand ich im Baumarkt ein Stück 40mm PVC Rohr inkl. Endkappe. Mit Hilfe dieser und des Druckstückes wollte ich das Lager auf den Schaft auftreiben. Das Rohr war ein Tipp von Fahrradschraubern, wo man das wohl gerne so benutzt.

Die wichtigste Vorbereitung war aber, die untere Gabelbrücke mit Lenkschaft ins Tiefkühlfach unseres Werkstattkühlschrankes zu legen! Denn warum soll man Gewalt benutzen, wenn die Physik einem zur Seite steht. Wir erinnern uns, bei Kälte ziehen sich Materialen (ausser Wasser) zusammen, bei Wärme dehnen sie sich aus.

Das neue untere Lager wurde dann mit dem Heißluftföhn auf ca. 50°C erwärmt, die Brücke mit ca. -15°C aus dem Tiefkühlfach genommen. Dichtscheibe drauf, Lager über das Lenkschaftrohr, passt! Kein Hämmern, kein Drücken. Einfach aufgesteckt. Super.

Währenddessen konnten die Lagerschalen ebenfalls im Tiefkühler ihre Verarbeitungstemperatur annehmen. Die Lagersitze im Lenkrohr wurden penibel gereingt und dann ganz dünn mit Fett beschmiert. Das restliche Lenkrohr von innen gut eingefettet, damit dort der Rost keine Chance hat.

Dann wieder mit dem Heißluftföhn das Lenkrohr ein wenig erwärmen. Das geht dort natürlich nicht so gut, denn die Wärme haut ja in den Rahmen ab. Aber so 30-40°C schafft man durchaus.

Dann eine Lagerschale aus dem Tiefkühlfach holen und zügig aber behutsam und ohne zu verkanten mit dem Hammer eintreiben. Für den Anfang hab ich eine große Nuss genommen als Druckstück, als das Lager dann mit dem Lenkrohr bündig war die alten Lagerschalen bemüht. Solange eintreiben bis die Lagerschale gleichmäßig auf ihrem Sitz angekommen ist.


Die Lager habe ich dann noch gut mit Lagerfett vollgestopft und über der unteren Lagerschale ein kleines Fettdepot eingebracht.

Danach war es nur noch einen Frage des Zusammenbaus, die Einstellmutter habe ich ordentlich Handfest angezogen. Dann obere Gabelbrücke wieder drauf und mit Hilfe der Gabelholme ausgerichtet.

Die Stummel hatte ich vorher schon getauscht, also konnte ich jetzt alles einfach nur noch zusammen Stecken. Eine gute Gelegenheit die Verkabelung ein wenig zu sortieren und die ungenutzten Steckerenden in den Rahmen vor die Airbox zu verlegen.
Dann noch eine LiFePO4 Batterie eingebaut, die lag eh noch rum und stammt aus der EVO Monster.

Das Lenken ist jetzt Butterweich! Überhaupt kein Vergleich zu vorher! Fantastisch! Krümel ist jetzt also wieder Komplett.. aber nicht für lange! ;)

Die Stummel von Krümel bedürfen eines Tausches, denn die alten haben ein paar Spannungsrisse und coolerweise gab es neue Stummel beim Kauf dazu. Da die obere Gabelbrücke abnehmen bei der Monster auf Grund des Lenkschlosses immer ein bisschen fummelig ist, dachte ich mir die Gabel rausnehmen ist der einfachere Weg. Ist ja auch schnell gemacht und man kann mal eine Bestandsaufnahme machen.

Dazu muss aber das Vorderrad in die Luft! Für die anderen Motorräder habe ich da den Bursig Ständer, das wäre genau das richtige. Also mal geschaut und nicht schlecht gestaunt, die Adapterplatte des Admirals, also 999, passt prima bei der M600 sofern man die Fussrastenanlage aus dem Zubehör an der linken Seite demontiert. Sind ja nur zwei Schrauben. Mit ein bisschen abflexen an der Adapterplatte könnte das auch so passen. Dazu später mal mehr.
Eine Rahmenhülse hatte ich noch rumfliegen, die hintere Motorachse von rechts nach links durchstecken und anbringen. Fertig!

Also lernte Krümel fliegen! Als dann das Vorderrad so in der Luft schwebte und ich am Lenker nach der Demontage der Stummel schaute, viel mir auf dass das Lenkverhalten sich irgendwie komisch anfühlt. War dass das Lenkkopflager? Erst mal die Kabel aus dem Weg genommen und wieder geschaut, wow.. das ist wirklich das Lenkkopflager! Das war kein Rastpunkt, das war ein Rasttal!

Gut, Vorderrad und Gabel müssen eh raus, da kann ich ja dann weiter schauen. Also alles demontiert und mit jedem Teil das weniger an Gewicht auf das Lenkkopflager brachte wurde es schlimmer! Am Ende, nach dem wirklich nur noch die Gabelbrücke auf dem Lager lastete, konnte man die Gabelbrücke kaum noch mit einer Hand von Links nach Rechts bewegen!

Klarer Fall, das Lager ist komplett im Eimer und muss getauscht werden! Also doch die obere Gabelbrücke ab! Dabei beinahe noch die Klemmschraube für den Lenkschaft der oberen Brücke rund gemacht, weil das blöde Lenkschloss so im Weg ist und dann fielen unsere Augen auf folgenden Anblick:

Oha! Das ist ja dann doch eher trocken Gelagert! Lenkschaft raus inkl. unterer Brücke und dann mal ein Blick auf den Rest werfen.

Diese Rollenlager haben es deutlich hinter sich! Das bisschen Nässe dort ist WD-40 das wir zum Lösen eingesprüht hatten, sonst war das alles absolut trocken! Das obere konnte man quasi kaum noch mit der Hand drehen und als es sich drehte, drehte sich keine der Rollen mehr mit. Ich glaube das nennt man dann Gleitgelagert oder so? ;)

Dementsprechend sahen die Lagerschalen auch aus, hier in noch eingebautem Zustand oben:

Und hier nach dem Ausbau und in geputzt. Ja die dunklen Stellen sind sauber! ;)



Eine herrliche Kraterlandschaft!

Ich weiss nicht wie alt Krümel genau ist, ich weiss nicht wieviel Kilometer er runter hat und ich weiss aus seiner Historie nur die letzten paar Jahre wo er sehr flott auf der Rennstrecke bewegt wurde. Das könnten die ersten Lager sein, müssen es aber nicht. Ob Ducati damals SKF verbaut hat? Unklar.
Aber bei dem Alter kann man so etwas beinahe erwarten und das war mir auch beim Kauf klar. Krümel wurde auch vom Vorbesitzer nur aus Teilen aus dem Regal zusammen gesteckt, einfach nur so zum Spaß um beim Built not Bought zu fahren. Was ja auch gut funtktioniert hat.
Mich schockt so etwas auch irgendwie nicht habe ich gemerkt, es weckt eher den Drang in mir das dann jetzt mal richtig schön neu zu machen! Und das mache ich jetzt auch! Ersatzteile sind bestellt. :)

Kurz bevor ich mit der roten Zora auf dem STC war um dort mal das Fahren mit wenig Leistung auszuprobieren, bekam ich ein Angebot zu einem quasi noch Leistungsärmeren Motorrad von einem guten Bekannten.

Da mir das Fahren mit wenig Leistung spass gemacht hatte, die SV aber dafür nicht das richtige Gerät ist und verkauft wird, hab ich bei dem Angebot kurzerhand zugesagt.

Als neues Mitglied in der Familie darf ich also Krümel begrüßen!

Krümel ist eine Ducati Monster 600 aus dem Jahre.. keine Ahnung! Jedenfalls noch ein Vergasermodell und zur Gruppe der Ur-Monster bzw. Bügelmonster gehörend. Bügelmonster deswegen, weil das Federbein über einen Bügel welcher auf die Schwinge geht abgestützt ist.

Krümel wurde schon fleissig auf der Rennstrecke bewegt und hat beim Built not Bought auch schon ein paar Preise in der Cafe Racer Gold Cup bis 650ccm Klasse eingefahren. Eingefleischten wird jetzt klar sein woher dieses Motorrad stammt. :)

Dementsprechend hat Krümel schon ein paar Modifikationen bekommen, vorne eine Gabel aus einer Monster S2R nebst Felge und Bremsanlage mit 320mm Bremsscheiben. Die Bremse fängt die satten 50-54PS und ca. 170gk locker wieder ein!
Das Federbein ist auch nicht mehr Original, dort werkelt jetzt ein YSS Beinchen.

Ansonsten sind Stummel drauf, kein Tacho oder Drehzahlmesser. Der Rest ist quasi Original.

Was ja irgendwie klar war, so ein Motorrad bleibt bei mir nicht lange wie es ankommt und so hab ich zuerst mal gewogen und dann gleich mal 740g abgeschraubt und den noch kompletten Originalscheinwerfer aus Metall gegen ein leeres Plastegehäuse der SV getauscht. So durfte dann auch die 424 ihren Wechsel vollziehen!


Lang hat es auch nicht gedauert bis mehr zerlegt war.. es ist immer das gleiche, ich kann mich nicht zurück halten! Es macht so viel Spass! :)