Ein Motorrad ist ja an sich schon ein relativ instabiles Fahrgerät, zwei Räder.. das kippt von alleine immer sofort um. Ausser man bewegt es, dann helfen die Kreiselkräfte der Räder es zu stabilisieren. Aber wenn man jetzt den Radstand halbiert und die Räder nur halb so groß ausführt.. was hat man dann? Richtig, ein Pitbike!
Bei HPS-Racing hatten wir uns einen Nachmittag und Abend mit Leihbikes auf dem Templiner Ring eingebucht. Pitbikes haben wir ja nicht selbst und zum ausprobieren ist das ja ideal. Auch mal ganz nett den Bus nicht komplett voll zu laden, sondern quasi nur Klamotten und Wohlfühlkram. Weit ist es bis zum Termpliner Ring vom norden Berlins ja nicht, bisschen über einer Stunde und wir waren vor Ort.
Nach der Anmeldung gab es dann das persönliche Pitbike zugeteilt, alles Chinakracher mit ca. 120ccm, 4-Gang (N,1,2,3,4) und Kickstarter. Wahnwitzige 72kg bringt so ein Gerät auf die Waage. Dann noch eine flotte Streckenbegehung über den Ring, welcher ja eigentlich eine Kartbahn ist, aber man kann auch Supermoto oder eben Pitbike dort fahren. Die Karts fahren rechts rum, die Zweiräder in die andere Richtung. Wegen des verschiedenen Gummiabriebs.
Dann hiess es rein in die Lederpelle und mal im trockenen auf dem Bike zur Probe sitzen. Viel Platz ist auf so einem kleinen Bike wirklich nicht, der Lenker relativ breit und die Sitzbank sehr schmal. Der Tank ist quasi kaum vorhanden. Die Rasten sind eher Cross-mäßig ausgelegt. Man wird sehen wie man sich darauf sortiert.
Den Motor warfen dann praktischerweise die Schrauber von HPS für einen an, man konnte sich also MotoGP mäßig auf das laufende Motorrad schwingen und direkt raus fahren. Auf den ersten Metern merkt man dann erst mal wie instabil diese Pitbikes sind, jedes Geeier was der Fahrer oben drauf, welcher sehr wahrscheinlich schwerer ist als das Moped selbst, veranstaltet wird vom Bike sofort mit Bewegung im Fahrwerk quittiert. Beinschluss am Tank nicht okay, eiereiereier inkl. wackeln am Lenker. In der Kurve nicht genug Gas, wobelwobelwobel. Beim Umsetzen unbeabsichtigt leicht am Lenker gezogen, wooohoo.
Was jetzt auf den ersten Moment auf dem Gerät einem ein ungläubiges “Was zum Donnerwetter ist das denn, wer macht denn so was?!” entlockt und wie ein furchtbar zu fahrendes Gerät klingt, erzeugt dann nach ein paar Runden ein kindliches Kichern unter dem Helm und nach ein paar Turns entpuppt es sich als ein wunderbares Trainingsgerät. Denn gerade weil dieser komische Haufen mit zwei Rädern quasi alles gnadenlos sofort kommentiert und bestraft was man auf ihm anstellt, kann und muss man sehr schnell an seiner Fahrweise arbeiten. Hinzu kommt das man auf so einer kurzem Kartbahn extrem oft an der gleichen Stelle vorbei kommt und somit auch viele Gelegenheiten hat zu arbeiten.
Wir haben das fleissig den ganzen Nachmittag getan, nach den 20 Minuten Turns ist man ordentlich im Eimer. Bis zu letzt hatte ich nicht das Gefühl mit dem Gerät irgendwie schnell unterwegs gewesen zu sein. Aber immerhin muss ich schneller geworden sein, denn zum Schluss wurde ich von niemandem mehr überrundet, sondern nur noch von 50% der Fahrer einmal überholt. ;)
So rechtes Vertrauen in die Schräglage wollte sich bis zum Schluss nicht einstellen, auch wenn links rum das Knie gerne mal auf den Boden kam, rechts rum war zumindest in den 180° Kehren komplettes Geeier. Ich bin alles im 3. Gang gefahren, war aber regelmäßig nach den Kurven so viel zu langsam das der Motor kaum Vortrieb brachte. Zum Schalten war nicht genug Kapazität im Kopf frei, der war komplett mit dem restlichen Fahren beschäftigt. Es war ein bisschen als ob man noch mal als blutiger Anfänger auf der Renne anfängt, nur das man schon relativ genau weiss wo es hapert und wie eine Linie funktioniert. Ein weiterer Tag hätte es bestimmt noch mal ordentlich was gebracht.
Aber es war eben nur ein Tag drin. Immerhin gab es zum Abschluss noch zwei Turns unter Flutlicht. Klares Visier war nötig, die Mopeds bekamen rote LED Rücklichter angeschraubt und dann ging es in der Abenddämmerung raus. Da ging das ganz für mich noch, auch wenn es immer schwieriger wurde die Orientierungspunkte zu finden. Dann zum zweiten Flutlichtturn hatte ich mir schon gesagt “wenn du das Gefühl hast nur noch zu raten wo du bist, fahr raus!”, und so kam es dann auch. Eine Runde gedreht und quasi nichts mehr gesehen, also raus gefahren. Das wäre sonst schief gegangen, ich und im Dunkeln gucken ist keine gute Kombination.. halb Nachtblind wie ich bin.
Aber die Erfahrung war spannend und interessant. Axel hat den letzten Turn noch voll durch gezogen und fand es super. Wir waren beide sehr angetan von dem rumheizen mit den kleinen Bikes und werden auf jeden Fall im Winter noch mal in einer Karthalle ein Leihbike um die Kurve scheuchen.