Endlich, nach mehreren Wochen quasi nur arbeiten, hatte ich heute ein bisschen Zeit der unwilligen Schwingenachse zu Leibe zu rücken. Die wollte ja nicht raus und war der letzte Hinderungsgrund wieso ich den Motor nicht ausgebaut bekommen habe. Die Achse weichte jetzt die ganzen Wochen ein wenig mit WD40 und Rostlöser.

Heute war ich bewaffnet mit dickeren Gewindestangen um einen Auszieher zu basteln. Aber leider ist der 9er Rahmen an der Schwingenachsaufnahme leicht abgeschrägt und so lässt sich da sehr schlecht gegen den Rahmen abstützen ohne das es einen das untergelegte Gummi immer zerquetscht und dann den Lack einkerbt. So wurde das leider nichts.

Schlussendlich half tatsächlich nur rohe Gewalt und ein zweites Paar Hände sowie ein größerer Hammer. Die Achsschraube haben wir erstmal ein Stück wieder reingedreht, dann einen Volleisenstab rundschliffen damit dieser gut in den Schraubenkopf passte welcher so eine Mulde im Kopf hat.
Dann einer Links gegen den Rahmen drücken und das Motorrad abstützen, auf der anderen Seite kraftvoll draufkloppen. Dann kam die Achse, aber ganz ganz langsam! Irgendwann war die Achse dann durch die rechte Buchse durch. Durch den Motor ging es dann einfach, aber an der zweiten Buchse auf der linken Seite ging dann nix mehr, weil auch unser Volleisenstab zu kurz war. Da schaute die Achse aber schon zu 60% raus. War auf jedenfall schön rostig und angegammelt, wundert mich nicht das die Fest gewesen ist.

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Ich hab dann kurzerhand die Flex genommen und die Achse kurz vor dem Rahmen durchgetrennt, den Stumpf der noch im Rahmen war hab ich dann wieder zurück in den Motor geschoben und raus war die Schwinge! Endlich! Neue Achse hatte ich eh schon besorgt.

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Danach konnte ich den Rahmen samt Gabel nach vorne überklappen. Als nächstes steht erstmal Siff beseitigen an. Aufräumen könnte ich auch mal wieder. Und dann zusehen das mir ein Motor über den Weg läuft. :)

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Heute sollte eigentlich alles von der 749 runter, damit dann der Motor aus dem Gerät raus kann. Als erstes musste nun die Airbox mal noch raus, die liess sich aber zum verrecken nicht rausziehen weil das Zündschloss noch am Rahmen befestigt ist und ich nicht weiss wie man die Spezialschrauben gelöst bekommt.

Ich hab dann kurzerhand divide et impera gemacht und dann mit ein bisschen Gewalt die Airbox aus dem Rahmen gerupft. In der Airbox sah es lustig aus, so mit dem ganzen Restfilter. Aber auch darunter war der Dreck von vielen vielen Kilometern.

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Dann hab ich den Hobel Wasser lassen, scheint immerhin noch einiges an Kühlmittel im Motor gewesen zu sein. Aber im Ausgleichsbehälter waren vielleicht noch drei Schnapsgläser.
Dann ging es ans Öl ablassen und da gab es dann noch diese wunderbare Abriebsammlung am Magneten der Ölablassschraube. Ist doch entzückend oder?

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Den Ölfilter hab ich ums verrecken nicht abbekommen, der sitzt so fest da geht nix. Egal, ich will den ja nicht wechseln. Aber ins Filtersieb wollte ich dann doch mal gucken. Die Schraube vor dem Sieb hab ich kaum aufbekommen so fest war die und auch das Sieb selbst war so fest reingeknallt das ich echt Mühe hatte! Fühlte sich deutlich mehr an als die 42Nm die im Handbuch dazu stehen. Aber dafür wurde ich mit dieser wunderbaren Nuggetsammlung entschädigt! Wunderbar!

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Während der Motor also aus allen Öffnungen pieselte hab ich mal den Kabelbaum rausgeworfen, der hat seine besten Tage auch schon hinter sich. Ist klebrig und steif. Macht aber nix, vermutlich brauche ich von dem Kabelbaum eh nix weiter ausser eventuell dem Stecker fürs Cockpit. Je nachdem ob das im Umbau weiterbenutzt wird oder eben nicht.

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Nachdem das Motorpferd fertig gepullert hatte durfte dann auch der Wasser- sowie Ölkühler ab. Die sind in erstaunlich gutem Zustand. Das freut mich vor allem beim Ölkühler, weil ich den ja eventuell weiterverwenden möchte.

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Die letzten Teile vom Krümmer hab ich nun auch entfernt, hier ein paar Einblicke in die Untiefen.

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Nun ist eigentlich alles ab, der Motor kann also raus. Aus Spaß hab ich dann noch nach der Zündkerze des stehenden Zylinders geschaut. Erstmal wurde ich wieder von Unmengen von Kupferpaste begrüst *grrr*.

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Die Kerze war natürlich schön Ölig, sah jetzt aber nicht so schlimm aus wie ich erwartet hatte.

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Morgen muss dann noch die Kette vom Ritzel runter und wenn alles klappt, fliegt morgen auch schon der Motor raus. Wäre ja schon mal was. Danach werde ich vermutlich erstmal den Putzlappen schwingen und den ganzen Schmand entfernen.

So hab ich die 749S gekauft, beinahe neu, quasi Scheckheftgepflegt, gerade frische Inspektion gemacht und “neuer” TÜV. Super Zustand! Aber das Motorrad hat scheinbar Probleme mit dem Motor, ein Motorschaden wird vermutet. Klappert jedenfalls arg da drinne, nein, nicht die Kupplung. :)

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Das Motorrad wurde wohl als Sporttourer benutzt und hat die ganzen tollen Tourenfeatures die man so braucht: Heizgriffe, Boardsteckdose, Navistrom- nebst Halterung und irgendwann auch mal einen Kettenöler!!

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Ich brauch den ganzen quatsch aber nicht, also heute mal fix den Schraubendreher geschwungen und das Teil angefangen zu zerlegen.

Vorher zumindest mal eben Funktionscheck der Lampen, Blinker etc.pp. gemacht, falls man die noch weiter verbimmelt. Staunte nicht schlecht, beim Blinken piept es?! Vermutlich war der Vorbesitzer vergesslich und hat immer den Blinker angelassen. Aber ich sag ja, gehobene Tourensportlerausstattung!

Zuerst mal die ganze Verkleidung runter, die wurde mal gegen eine einer 999S getauscht weil die alte wohl einem “Umfaller” zum Opfer gefallen ist. Dann die einfachen Sachen zuerst: Auspuff ab, Krümmer weg, Heck frei!

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Dabei fand ich dann Reste von einem irgendwann mal verbauten Kettenöler. Ahja, Tourensport. Vorne geht es weiter, Spiegel ab, Lampenverkleidung runter und was ist denn das?!

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Ah, da kommt das gepiepe her. Tatsächlich ein Baumarktpieper in den Kabelbaum gefrickelt. Und wenn man das schon macht, dann natürlich auch professionell, zum beispiel mit so einer Klemme! Ehrensache!

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Immerhin wurde der orignale Kabelbaum nicht verunstaltet sondern fein säuberlich der “professionelle” Zubehörkabelbaum mit viel Spucke und Klebeband nur an den Originalen angeflanscht!

Nach dem der Trümmerberg von einem Lampenhalter abgebaut war, ich mich über die bescheuerte Idee an einigen Schrauben eine halbe Tube Kupferpaste als Schraubensicherung zu verbrauchen geärgert hatte, ging es weiter mit Luftkanälen.

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Dabei fiel mir dann am Ausgleichsbehälter der Kühlflüssigkeit der doch eher optimistische Pegelstand von deutlich unter Minimum auf. Vielleicht ist die Kiste nicht dicht? Kann ja sein, wäre doch bei der Inspektion aufgefallen! Vielleicht dann der Motor zu heiss geworden und deswegen der Schaden. Egal weiter. Also Luftkanäle runter und Luftfilter raus…
oder das was von den Luftfiltern übrig ist!

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“Datt is Racing, datt mutt so!!” denn je weniger Filter desto mehr Luft kann angsaugt werden und dann geht die Karre besser! Oder? Deswegen sieht der Filter auf der anderen Seite auch so aus. Man fragt sich nur wo der Rest vom Filter ist!? Ist doch klar wo der ist, hier!

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Ganz fein verteilt! Aber spätestens hier darf man die Geschichte mit dem frischen Service ins Land der Märchen und Sagen stellen. Aber gut, ich dachte mir so etwas schon. :)

Das nächste mal geht es dann weiter mit Airbox, Kühlsystem und dann hoffentlich den Motor raus. Ich freu mich schon auf die lustigen Überrascheungen die da noch so kommen!

Ansonsten war das heute einer der entspanntesten Nachmittage seit langem, ich, mein Werkzeug, Musik und der neue Tourensportler! Prost!