Oft ist es ja so, den ganzen Winter schraubt man sich in der Werkstatt an spinnerten Ideen die Finger wund und macht und tut. Aber eines Tages müssen die sich die Hirngespinste und der Basteldrang eben auch der harten Realität stellen und raus ans Licht und auf die Straße! Oder Strecke in meinem Fall.

Und deswegen ist es bei uns eine gute “Tradition” das Ergebnis des Schraubens auf der quasi Hausstrecke am Anfang der Saison einmal zu testen. Man nehme also einen Termin am Spreewaldring und packe quasi alles ein was man testen möchte.
Dieses Jahr brauchten wir dazu zwei Autos, denn drei Motorräder wollten bespielt werden. Eigentlich gar vier, aber das wäre dann doch zu weit gegangen.
Es durften also mit die Duke von Axel, der Admiral und natürlich Krümel.

Am Donnerstag Abend luden wir alles ein, getanzt wurde dann am Karfreitag. Auch wenn man das nicht darf, hab ich gehört. Morgens relativ Human zum Spreewaldring rollen bei nicht vorhandenem Feiertagsverkehr, Mopeds wieder rauswerfen und Fahrscheine beim freien Fahren lösen. Den ersten Turn liess ich aus, denn die Reifenwärmer waren nur kurz drauf gewesen und man soll sich nicht immer so einen Stress machen.

Als erstes tanzte ich mit dem Admiral. Dort hatte ich ja den liegenden Zylinderkopf getauscht und schon im Herbst einen Quickshifter eingebaut. Der Motor läuft prima, der Quickshifter tut eigentlich auch. Man muss aber durchaus schon beherzt und bestimmt auf den Schalthebel treten, wischiwaschi mag er nicht und landet dann auch gerne mal in einem false neutral. Kann man sicherlich mal noch die Unterbrecherzeiten ein bisschen feintunen. Ansonsten alles schick, bis auf mich und meine Kondition. Aber an der hab ich im Winter auch nicht geschraubt. :/

Zweiter Tanzpartner war dann Krümel. Komplett neues Motorrad, aber einfach knuddelig. Die 50 PS überraschen einen wirklich in keiner Lebenslage, die Bremsanlage reicht für locker mindestens 100 PS mehr, dementsprechend gut fängt sie einen ein.
Im unteren Drehzahlbereich fällt der Motor in ein Loch, das mag er gar nicht, vermutlich irgendwas mit dem Vergaser. Also Vollgas und auf Drehzahl fahren. Auf der Geraden dreht man also ordentlich am Quirl, der Motor gibt alles aber der Vorschub bleibt überschaubar.
Jetzt klingt das alles mehr oder weniger unattraktiv und man fragt sich warum man sich das antun sollte!? Ein langsames Motorrad, warum?!

Bis man es mal gefahren ist. Dieses untermotorisierte Fahren hat irgendwas an sich und macht irgendwas mit einem. Man würde denken das ist langweilig, das Gegenteil ist aber scheinbar der Fall. Wenn man es schnell um die Kurve schafft oder viel Schwung mit nimmt, macht einen das irgendwie Stolz. Wenn man den Motor auf der Geraden auswringt, macht einen das Zufrieden.
Die ganze Zeit ist man in Kontrolle, das macht Mut und gibt Vertrauen.
Man kann von so einem kleinen Motorrad so viel lernen. 1:53 stand auf dem Laptimer als beste Runde im allerersten Turn mit Krümel.

Technisch lief Krümel fast problemlos. Einziges Problem waren die am Krümmer des hochgelegten Endtopfes schmilzenden Stiefel. Ich komme mit dem Knöchel beim Hanging-Off dann scheinbar doch höher als das Hitzeband gewickelt ist.

Axel hatte nach drei Turns mit seiner Duke dann das erste technische K.O., der Simmerring des rechten Gabelholmes hatte schlapp gemacht und liess das Gabelöl in Richtung Bremse fliessen. Vielleicht hatte er die Nacht in Verspannung im Van nicht gut gefunden, jedenfalls war eine weitere Runde mit dem Schaden keine Option.

Aber so kam Axel dazu auch einen Turn auf Krümel zu drehen, während ich mich wieder auf den Admiral schwang. Leider verkokelte Krümels Krümmer die Stiefel von Axel sehr stark, denn das Hitzeschutzband befand sich in vollständiger Auflöseerscheinung.
Ich muss das wohl mal erneuern und 10-15 cm weiter hoch führen, vielleicht mit einem richtigen Hitzeschutz oder zumindest einem Schutz gegen das Durchscheuern.

Ergo war mit Krümel auch nicht mehr zu fahren und so zog ich alleine mit dem Admiral für den letzten Turn raus und legte dann doch tatsächlich meine Bestzeit auf dem Spreewaldring hin und fuhr quasi die gleiche Zeit wie 2016 im Rennen beim Built not Bought. Damals mit deutlich besserer Kondition und dazu in einem Rennen.
Dabei hatte ich nicht mal dolle gepuscht oder so, ich war einfach nur freudig gefahren! 1,41.03 stand auf dem Laptimer.

Von daher war das ein hervorragender Shakedown mit einem für mich extrem Motivierenden Ergebnis. Die Motorräder laufen Grundsätzlich, es gibt zwar noch hier und dort ein paar Sachen nachzustellen und ein paar Schrauben zum festziehen aber ansonsten funktioniert alles. Auf die neue Saison!

Die Vorderradfelge von Krümel hatte ich ja schon getauscht und auf ein schönes leichteres 5-Speichen Modell aus dem Ducati Baukasten gewechselt.

Bei der Hinterradfelge ist das nicht so einfach möglich. Wirklich schwer ist die 4,5″ 3-Speichen Hinterradfelge der 600er Monster jetzt nicht unbedingt, aber es gibt durchaus Optimierungspotential. Nur nicht aus dem Ducati Baukasten. Es gab nie wirklich leichtere oder schönere 4,5″ Felgen im Sortiment. Weder von Brembo, noch Marchesini. 5,5″ Felgen gibt es durchaus, aber dann müsste man anfangen 180iger Reifen zu fahren und das will ich in der 600er nicht.

Also schaute ich mich bei anderen Herstellern um. 4,5″ findet sich bei vielen kleineren Japanern. Leider auch dort im 3-Speichen Design und so weit rausfindbar auch nur in schwerer oder ähnlichen Gewichtsklassen.

Bei den Italienern gibt es eine 4,5″ Felge aus der Aprilia RS250 die leicht und schick ist. Die ist aber leider sehr sehr selten und dementsprechend schwer zu finden oder nur für unansprechende Preise zu bekommen. Man weiss ja auch immer nicht ob so etwas passt, also will man auch nicht Unsummen nur für einen Test ausgeben.

Recht gut verfügbar und für wenig Geld findet sich aber eine 5-Speichenfelge aus dem Hause KTM bzw. Marchesini. Diese stammt aus der Duke 690 BJ 2008-2011 und hat zwar nicht das gleiche Design der jetzt verbauten Vorderradfelge, aber immerhin schon mal in die Richtung. Die Felge ist zwar 5″, aber da passt ein 160iger Reifen trotzdem weiter drauf, zumal die Slicks meistens sowieso 160/60 sind und damit quasi ideal auf 5″ passen.

So eine Felge flog mir dann jedenfalls sammt Kettenradträger für schmales Geld aus dem nahen Holland zu und die ersten Anproben stellten sich als vielversprechend raus.

So eine Fremdfelge in ein anderes Motorrad einpassen ist meistens keine Sache von Plug&Play. Es gibt viele Abmessungen die zueinander passen müssen bzw. angepasst werden müssen.

Zum Beispiel hat die Urmonster Serie 17mm Achsen, die neueren Ducatis und zB. die 690iger Duke haben 25mm Achsen. Dort braucht es dann also andere Radlager oder entsprechende Buchsen.
Dann muss man schauen ob das Kettenrad und die Felgenmitte zu dem Zielmotorrad passen. Das Kettenrad sollte mit dem Ritzel fluchten, die Felge mit der Vorderradfelge in annähernd einer Spur laufen. Annhähernd deswegen, weil selbst viele Serienmotorräder keine 100%ige Spurübereinstimmung zwischen Vorder- und Hinterrad haben.

Spur messen nach Hausfrauen-Art

Dann muss die Bremsscheibe bzw. die Bremssattelaufnahme zur Bremsscheibe der neuen Felge passen bzw. passend gemacht werden.

Die Achsendicke wollte ich durch Buchsen ausgleichen. Denn erstens fand ich keine Radlager die von den Abmessungen gut passen würden, zweitens kann ich mir so den Tausch sparen und drittens passt dann jede andere Duke 690 Felge sollte ich mal Ersatz brauchen.

Die Flucht Kettenrad-Ritzel konnte ich durch einen entsprechenden Spacer ausgleichen, Aluringe die ich mal aus alten Festplatten erbeutet habe, und dann die Spur vermessen. Also Latten parallel zum Hinterrad anbringen und schauen wie der Versatz zum Vorderrad aussieht. Gemessen habe ich einen 5mm Versatz der Spur, was erstens denke ich okay ist und zweitens durchaus im Bereich der Messungenauigkeit.

Man beachte die Aluringe als Spacer.

Jetzt ging es in Richtung Bremssattelaufnahme. Die Ankerplatte der Monster war nutzlos. Die Abmessungen waren komplett unpassend. Praktischerweise flog eine Ankerplatte einer kürzlich komplett zerlegten ST3 in der Werkstatt rum und diese erwies sich als brauchbar. Auch diese ist für 25mm Achse, aber das Ausgleichen ist ja nun schon bekannt.

Die Duke 690 hat zwar eine dickere (Monster 4,5 mm – Duke 5 mm) und dafür kleinere Bremsscheibe (Monster 245 mm – Duke 240 mm) aber die 5mm Scheibe passt problemlos in den Brembo Bremssattel und die 2,5 mm weniger Radius kann man vernachlässigen. Ein Spacer (inkl. 17-25 mm Umbuchsung) mit passenden Abstand wurde hergestellt, so das der Bremssattel mittig über der Bremsscheibe steht.

Dann fehlte eigentlich nur noch ein Stück Spacer um den Abstand Bremssattelplatte zu rechter Schwingenseite auszugleichen.

Die Hülse auf der Kettenradseite, noch mit nur vorgebohrtem Achsloch.

Ganz so passte das aber nicht, denn der Dorn an dem sich die Bremsankerplatte abstützt benötigte noch ein wenig Modifikation damit die Platte dort nicht klemmt. Auch musste das Langloch der Platte ein wenig verlängert werden damit der gesamte Einstellbereich zum Kette spannen genutzt werden konnte.
Man könnte einwenden, dass die beiden letzten Modifikationen das System der Bremsabstützung geschwächt haben und vermutlich wäre das auch nichts was ich an einem Straßenmotorrad durchführen würde. Aber um die 50PS auf der Rennstrecke beim eventuellen Ausritt ins Kiesbett einzufangen wird es denke ich ausreichen.

Alle Distanzstücke habe ich aus 7075 Alu gedreht, da sollte es keine Probleme geben.

Die 690 Felge ohne Reifen und Kettenrad inkl. aller Distanzen wiegt jetzt 5,95 kg, was gegenüber der Monster Felge ohne Reifen und Kettenrad (7,45 kg) immerhin 1,5 kg gespart hat. An der Monsterfelge war noch ein Stahlkettenrad verbaut, für die neue Felge habe ich dann ein Alu-Kettenrad benutzt welches dann auch nur 330g wiegt, gegenüber 1 kg des Stahlrades. Zusammen kommt man also auf ca. 2 kg weniger rotierende ungefederte Masse.

Nötig wäre der Umbau nicht gewesen, aber es war eine schöne Übung für das Drehen und ich habe wieder eine ganze Menge gelernt! Ob es funktioniert, sehen wir dann beim Shake-Down im April!

Krümal für 2019, 160 kg ohne Sprit.

Eigentlich wollte ich ja an Krümel bis zum Saisonstart nichts mehr verändern, die Vergaser waren auch schon abgelassen, der Laptimer notdürftig mit Strom versorgt. Aber scheinbar kann ich es nicht lassen.
In mir reifte die Idee das doch ein Drehzahlmesser und vielleicht eine Anzeige der Öltemperatur ganz hilfreich wäre.

Also jagte ich einen gebrauchten kleinen Koso/Stage6 Tacho der solche Dinge anzeigen kann und versuchte diesen anzuschliessen. Für die Drehzahl musste ich natürlich noch mal den Motor laufen lassen, was auch problemlos (naja, LiFePO4 Jumperbox) funktionierte. Leider gab aber der Tacho nur ein unruhiges Tachosignal raus, was wohl ein übliches Problem ist wenn man versucht Induktiv das Signal von den Zündkerzenkabel abzunehmen.

Beim Anschluss des Tachos an den Kabelbaum und der Suche nach einer besseren Signalquelle viel mir wieder der unnütze Serienkabelbaum auf, an dem jede Menge ungenutzte Stecker für Lampen und Blinker rumbaumeln.

Aus der Idee einen Drehzahlmesser anzuschliessen, reifte die Idee den Kabelbaum auf das nötigste zu reduzieren! Also besorgte ich mir den Schaltplan einer Monster aus dem Baujahr 1999, welche Krümel angeblich sein sollte. Diesen habe ich dann digital erstmal um alles erleichtert was ich nicht brauchte. Lampen, Blinker, originaler Tacho, Tankanzeige, Seitenständerschalter, linker Lenkerschalter. Das Zündschloss flog auch raus, Zündung an geht jetzt über den Killschalter.

Hier wohnte mal ein Zündschloss

Als der Plan dann stand, machte ich mich fröhlich daran den Kabelbaum aus Krümel zu popeln und dann auf dem OP-Tisch (aka Werkbank) aufzuschneiden. Die ganze alte gammelige Umwicklung musste runter. Komisch war nur, das sich Stecker und Relais fanden die es in meinem Schaltplan nicht gab! So fand ich einen Sensor der mir unklar war und der sich dann als Temperaturschalter für die elektrische Vergaserheizung herausstellte die ebenfalls nicht in meinem Schaltplan zu finden war.
Auch ein Relai gab es, welches ich mir im Schaltplan nicht erklären konnte, welches aber eindeutig vom Seitenständerschalter betätigt wurde.
Die Sicherungsbox ergab auch irgendwie keinen Sinn, viel mehr Sicherungen als eingezeichnet.

Dann fand ich doch noch den passenderen Schaltplan, der einer Monster aus dem Jahre 2000 passte deutlich besser. Dieser hat die Vergaserheizung, das Seitenständerrelai und auch die Sicherungsbox passt! Ergo ist Krümel doch ein Baujahr 2000!

Racing Schaltplan von Krümel, also für eine Monster Baujahr 2000

Nun konnten also jede Menge Kabel und Stecker rausfliegen, andere Kabel wurden zusammen gelötet und der Stromanschluss für Tacho und Laptimer bereitgestellt, sowie Verbindung für Neutral- und Öldruckleuchte hergestellt welche dann über zwei kleine LEDs realisiert werden. Ist ja auch ganz hilfreich.

Der Kabelbaum auf dem OP-Tisch

Es flog noch eine ganze Menge mehr raus.

Eine weitere Spielerei die mir über den Weg lief war ein Kippsensor. Ducati selbst verbaut so etwas nicht, was bei einem Umfaller gerne dazu führt das der Motor auf der Seite liegend weiter läuft und es dann zu Mangelschmierung kommt.

Kippsensor einer CBR1100XX 99-07

Das Relai welches vom Seitenständer betätigt wird und die Zündung unterbricht schien ein idealer Ort für so etwas zu sein. Es fand sich dann ein Umkippsensor einer Honda aus anfang der 2000er. Dieser unterbricht die durchgeschaltete Masse sobald das Motorrad auf der Seite liegt, was dazu führt dass das Relai geschaltet wird und den Strom für die CDI unterbricht. Perfekt! Der Sensor fand im leeren Lampengehäuse sein neues Zuhause.

Immer wieder das testen am Probanden.

Der Kabelbaum wurde dann neu in Gewerbeschlauch eingewickelt, welcher offen ist aber seine Verdrehung behält. So mussten nicht alle Strecker ausgepinnt werden und es kann relativ schnell noch etwas geändert werden.

Für den Tacho und die Status-LEDs wurde ein kleines Alublech ausgeschnitten und gebogen und findet an der oberen Gabelbrücke über dem Lampengehäuse einen Platz.

Was leider noch nicht richtig gut funktioniert, ist die Drehzahl am Tacho. Es gibt bei der 2000er Monster zwar ein direktes Zündsignal von der CDI zum Tacho welches man anzapfen kann, aber das Signal ist leider so unsauber das der Koso Tacho damit nicht ganz klar kommt und die Drehzahl springt. Da muss ich noch mal mit einem Signalfilter testen ob dieser das verbessert.

Das letzte Puzzleteil im Programm “pimp up my Krümel” war der Einbau einer Brembo 5-Speichen Felge für das Vorderrad. Die originale 3-Speichen Felge ist leider mit 4,8 kg ein ganz schöner Anker. Die auch noch deutlich schicker aussehende 5-Speichen bringt es gerade einmal 3,9 kg. Also immerhin 900g rotierende ungefederte Masse weniger. Hatte ich schon erwähnt das sie auch noch toll aussieht? ;)

Das einzige Problem an der Geschichte war, der Verköufer der Felge hatte vergessen die innere Distanzhülse mitzuschicken. Immerhin fand er sie noch bei sich, der Versand dauerte aber eine Weile. Dementsprechend kam die Felge auch ohne Radlager. Was aber nicht so das Problem wäre, denn ich hatte ja noch einen Satz Radlager vom Admiral über, diese hatte ich mir irgendwann mal auf Halde gelegt.

Dann gab es aber erstmal eine Schrauberpause, erstens um auf die Hülse zu warten und zweitens weil die Titanplatte von meinem Schlüsselbein abgeschraubt wurde, welche dort seit dem Sturz vom Built not Bought 2017 angebracht war. Aber inzwischen geht es schon wieder ganz gut mit dem Arm.

Vor ein paar Tagen kam dann die Hülse und so machte ich mich mit Verstärkung in Form des Herbstferienkindes daran die Lager einzupressen.
Der Werkstattkühlschrank hatte diese schon seit ca. 2 Wochen auf -18°C runter gekühlt, die Felge wurde vom Heißluftfön entsprechend auf 50-60°C erwärmt. Das sollte also mit ein bisschen Fett flutschen! Tat es aber nicht!

Beim ersten Versuch verkippte das Lager im Sitz und musste ergo wieder raus. Beim zweiten Versuch klappte das dann. Hülse rein und zweites Lager rauf. Das wollte sofort, allerdings kippte die Hülse in der Felge. Ein wenig hebeln begradigte das ganze zwar, aber auch nachdem das zweite Lager komplett eingetrieben war, schien irgendetwas zu blockieren. Die Hülse und die Innenringe der Lager konnten nicht komplett gedreht werden!

(Eine hervorragende Erklärung wie die Vorderradlagerung im Motorrad funktioniert gibt es übrigens auf ZAMsChannel)

In der Gabel eingespannt lief dann zwar alles 360°, aber es gab zwei Punkte im Rundlauf bei denen irgendwie etwas in der Felge schabte. Scheinbar schliff die innere Hülse irgendwie innen an der Felge! Gewisse Ratlosigkeit machte sich breit und ich brach das ganze erst einmal ab. Das Kind hatte Hunger, ich auch.

Am Abend lies mich die ganze Geschichte aber nicht los. War das die falsche Hülse? Hatte ich was falsch gemacht? War die Hülse doch, trotz Überprüfung vor dem Einbau, nicht symmetrisch und hatte eine Einbaurichtung?! Können Elefanten fliegen?

Zu viele Fragen für einen ruhigen Abend zuhause, also noch einmal in die Werkstatt. Eins der Lager rauskloppen und rätseln. Die Hülse ist symmetrisch. Sie hat mit 85,7 cm auch die korrekte Länge, ist also vermutlich die korrekte. Auch ist sie nicht verbogen. Irgendwoher musste das schaben aber kommen. Entweder innen auf der rechten Seite oder an der linken Seite am Lagersitz. Was soll’s, auf zur Drehbank!

Ich hab die Stege an der Hülse dann auf beiden Seiten ca. 1mm auf der Länge von 1cm abgedreht. Damit sollte da nichts mehr kollidieren können. Danach wieder Hülse sammt Lager wieder rein. Im ausgebauten Zustand blockiert nichts und auch im eingebauten Zustand gibt es keine Rastpunkte! Yeah, Drehbank saves the day! Again.

Eigentlich müsste ich das Lager, welches noch mal raus musste, jetzt austauschen. Weil dieses beim rauskloppen axiale Belastung abbekommen hat für die es eigentlich nicht ausgelegt ist. Aber das Lager lief noch gut und das Motorrad fährt jetzt auch nicht die nächsten 40.000 km damit. Ich schaue einfach nach der Saison mal nach was das Lager so sagt. :)

Das war es dann erst einmal an Modifikationen an Krümel. Der Laptimer bekommt noch einen Stromanschluss, aber ansonsten steht nichts an. Ich muss auch den Fokus wieder auf den Admiral legen, denn dort gibt es ein paar größere Baustellen wie sich letztens rausstellte.. na super!

Krümel kam mit einer ordinären Stahlschwinge. An der ist erstmal nichts auszusetzen, aber das Bessere ist natürlich des Guten Feind! Es ergab sich schlicht das eine preislich sehr attraktive gebrauchte Aluschwinge hier im berliner Norden zum verkauf stand. Das Motorrad dazu hatte leider einen Unfall mit Frontschaden und wurde geschlachtet. Pech für den einen, Glück für den anderen.

Die Aluschwinge sieht natürlich zuerst mal schicker aus, nebenbei spart sie auch mal eben 1kg ungefederte Massen.

Krümel wurde also auf zwei Jack-Stands gestellt und dann konnte man problemlos die Schwinge ausbauen.. also nach dem der hintere Krümmer demontiert war, denn der geht bei der Monster ja durch die Schwinge durch.
Bei der Demontage konnte gleich noch eine Bestandsaufnahme der ganzen beteiligten Lager vorgenommen werden, aber die sind alle in gutem Zustand.

Einzig die Kugelgelenkköpfe welche am Bügel gegen die Schwinge abstützen sind leider total hinüber. Der Schmiernippel welchen die haben, wurde wohl nie dazu benutzt.
Ersatz war aber recht schnell besorgt, kostet auch nicht die Welt.

Dnach konnte die Aluschwinge wieder eingebaut werden, wobei sich aber rausstellte das sie ein kleines Stückchen breiter an der Stelle ist wo die Krümmer nach oben laufen. Ergo mussten diese weiter auseinander. Jetzt passt blöderweise der Bremszylinder für die hintere Bremse nicht mehr an die Fussrastenanlage.. arg.

Abhilfe schafft hoffentlich ein Bremszylinder nebst Hebel von einer ST2. Dieser ist, wie bei der 999, am Motor befestigt und damit aus dem Weg.

Der ist aber noch in der Parallelwelt der Paketdienstleister verschwunden und materialisiert sich hoffentlich demnächst bei mir.

Aber dafür hat sich etwas anderes schönes materialisiert und wird demnächst seinen Weg in Krümel finden! :D

Der Paketdienstleister der geringsten Befähigung lieferte gestern dann doch noch das Lenkkopflager für Krümel, so dass ich am Abend zur Tat schreiten konnte.

Ich hatte einige Vorbereitungen getroffen damit die ganze Operation klappt. Es gilt ja nicht nur die neuen Lagerschalen in das Lenkkopfrohr einzupressen, sondern auch das untere Lager auf den Lenkschaft aufzupressen.
Für letzteres hatte ich mir aus dem Lagerinnenring eines der alten Lager ein passendes Druckstück gefertigt. Dazu den Käfig aufgeschnitten und den Ring innen auf der Drehbank ein wenig aufgedreht, damit er am Lenkschaft nicht selbst klemmt.

Ausserdem erstand ich im Baumarkt ein Stück 40mm PVC Rohr inkl. Endkappe. Mit Hilfe dieser und des Druckstückes wollte ich das Lager auf den Schaft auftreiben. Das Rohr war ein Tipp von Fahrradschraubern, wo man das wohl gerne so benutzt.

Die wichtigste Vorbereitung war aber, die untere Gabelbrücke mit Lenkschaft ins Tiefkühlfach unseres Werkstattkühlschrankes zu legen! Denn warum soll man Gewalt benutzen, wenn die Physik einem zur Seite steht. Wir erinnern uns, bei Kälte ziehen sich Materialen (ausser Wasser) zusammen, bei Wärme dehnen sie sich aus.

Das neue untere Lager wurde dann mit dem Heißluftföhn auf ca. 50°C erwärmt, die Brücke mit ca. -15°C aus dem Tiefkühlfach genommen. Dichtscheibe drauf, Lager über das Lenkschaftrohr, passt! Kein Hämmern, kein Drücken. Einfach aufgesteckt. Super.

Währenddessen konnten die Lagerschalen ebenfalls im Tiefkühler ihre Verarbeitungstemperatur annehmen. Die Lagersitze im Lenkrohr wurden penibel gereingt und dann ganz dünn mit Fett beschmiert. Das restliche Lenkrohr von innen gut eingefettet, damit dort der Rost keine Chance hat.

Dann wieder mit dem Heißluftföhn das Lenkrohr ein wenig erwärmen. Das geht dort natürlich nicht so gut, denn die Wärme haut ja in den Rahmen ab. Aber so 30-40°C schafft man durchaus.

Dann eine Lagerschale aus dem Tiefkühlfach holen und zügig aber behutsam und ohne zu verkanten mit dem Hammer eintreiben. Für den Anfang hab ich eine große Nuss genommen als Druckstück, als das Lager dann mit dem Lenkrohr bündig war die alten Lagerschalen bemüht. Solange eintreiben bis die Lagerschale gleichmäßig auf ihrem Sitz angekommen ist.


Die Lager habe ich dann noch gut mit Lagerfett vollgestopft und über der unteren Lagerschale ein kleines Fettdepot eingebracht.

Danach war es nur noch einen Frage des Zusammenbaus, die Einstellmutter habe ich ordentlich Handfest angezogen. Dann obere Gabelbrücke wieder drauf und mit Hilfe der Gabelholme ausgerichtet.

Die Stummel hatte ich vorher schon getauscht, also konnte ich jetzt alles einfach nur noch zusammen Stecken. Eine gute Gelegenheit die Verkabelung ein wenig zu sortieren und die ungenutzten Steckerenden in den Rahmen vor die Airbox zu verlegen.
Dann noch eine LiFePO4 Batterie eingebaut, die lag eh noch rum und stammt aus der EVO Monster.

Das Lenken ist jetzt Butterweich! Überhaupt kein Vergleich zu vorher! Fantastisch! Krümel ist jetzt also wieder Komplett.. aber nicht für lange! ;)

Die Stummel von Krümel bedürfen eines Tausches, denn die alten haben ein paar Spannungsrisse und coolerweise gab es neue Stummel beim Kauf dazu. Da die obere Gabelbrücke abnehmen bei der Monster auf Grund des Lenkschlosses immer ein bisschen fummelig ist, dachte ich mir die Gabel rausnehmen ist der einfachere Weg. Ist ja auch schnell gemacht und man kann mal eine Bestandsaufnahme machen.

Dazu muss aber das Vorderrad in die Luft! Für die anderen Motorräder habe ich da den Bursig Ständer, das wäre genau das richtige. Also mal geschaut und nicht schlecht gestaunt, die Adapterplatte des Admirals, also 999, passt prima bei der M600 sofern man die Fussrastenanlage aus dem Zubehör an der linken Seite demontiert. Sind ja nur zwei Schrauben. Mit ein bisschen abflexen an der Adapterplatte könnte das auch so passen. Dazu später mal mehr.
Eine Rahmenhülse hatte ich noch rumfliegen, die hintere Motorachse von rechts nach links durchstecken und anbringen. Fertig!

Also lernte Krümel fliegen! Als dann das Vorderrad so in der Luft schwebte und ich am Lenker nach der Demontage der Stummel schaute, viel mir auf dass das Lenkverhalten sich irgendwie komisch anfühlt. War dass das Lenkkopflager? Erst mal die Kabel aus dem Weg genommen und wieder geschaut, wow.. das ist wirklich das Lenkkopflager! Das war kein Rastpunkt, das war ein Rasttal!

Gut, Vorderrad und Gabel müssen eh raus, da kann ich ja dann weiter schauen. Also alles demontiert und mit jedem Teil das weniger an Gewicht auf das Lenkkopflager brachte wurde es schlimmer! Am Ende, nach dem wirklich nur noch die Gabelbrücke auf dem Lager lastete, konnte man die Gabelbrücke kaum noch mit einer Hand von Links nach Rechts bewegen!

Klarer Fall, das Lager ist komplett im Eimer und muss getauscht werden! Also doch die obere Gabelbrücke ab! Dabei beinahe noch die Klemmschraube für den Lenkschaft der oberen Brücke rund gemacht, weil das blöde Lenkschloss so im Weg ist und dann fielen unsere Augen auf folgenden Anblick:

Oha! Das ist ja dann doch eher trocken Gelagert! Lenkschaft raus inkl. unterer Brücke und dann mal ein Blick auf den Rest werfen.

Diese Rollenlager haben es deutlich hinter sich! Das bisschen Nässe dort ist WD-40 das wir zum Lösen eingesprüht hatten, sonst war das alles absolut trocken! Das obere konnte man quasi kaum noch mit der Hand drehen und als es sich drehte, drehte sich keine der Rollen mehr mit. Ich glaube das nennt man dann Gleitgelagert oder so? ;)

Dementsprechend sahen die Lagerschalen auch aus, hier in noch eingebautem Zustand oben:

Und hier nach dem Ausbau und in geputzt. Ja die dunklen Stellen sind sauber! ;)



Eine herrliche Kraterlandschaft!

Ich weiss nicht wie alt Krümel genau ist, ich weiss nicht wieviel Kilometer er runter hat und ich weiss aus seiner Historie nur die letzten paar Jahre wo er sehr flott auf der Rennstrecke bewegt wurde. Das könnten die ersten Lager sein, müssen es aber nicht. Ob Ducati damals SKF verbaut hat? Unklar.
Aber bei dem Alter kann man so etwas beinahe erwarten und das war mir auch beim Kauf klar. Krümel wurde auch vom Vorbesitzer nur aus Teilen aus dem Regal zusammen gesteckt, einfach nur so zum Spaß um beim Built not Bought zu fahren. Was ja auch gut funtktioniert hat.
Mich schockt so etwas auch irgendwie nicht habe ich gemerkt, es weckt eher den Drang in mir das dann jetzt mal richtig schön neu zu machen! Und das mache ich jetzt auch! Ersatzteile sind bestellt. :)

Kurz bevor ich mit der roten Zora auf dem STC war um dort mal das Fahren mit wenig Leistung auszuprobieren, bekam ich ein Angebot zu einem quasi noch Leistungsärmeren Motorrad von einem guten Bekannten.

Da mir das Fahren mit wenig Leistung spass gemacht hatte, die SV aber dafür nicht das richtige Gerät ist und verkauft wird, hab ich bei dem Angebot kurzerhand zugesagt.

Als neues Mitglied in der Familie darf ich also Krümel begrüßen!

Krümel ist eine Ducati Monster 600 aus dem Jahre.. keine Ahnung! Jedenfalls noch ein Vergasermodell und zur Gruppe der Ur-Monster bzw. Bügelmonster gehörend. Bügelmonster deswegen, weil das Federbein über einen Bügel welcher auf die Schwinge geht abgestützt ist.

Krümel wurde schon fleissig auf der Rennstrecke bewegt und hat beim Built not Bought auch schon ein paar Preise in der Cafe Racer Gold Cup bis 650ccm Klasse eingefahren. Eingefleischten wird jetzt klar sein woher dieses Motorrad stammt. :)

Dementsprechend hat Krümel schon ein paar Modifikationen bekommen, vorne eine Gabel aus einer Monster S2R nebst Felge und Bremsanlage mit 320mm Bremsscheiben. Die Bremse fängt die satten 50-54PS und ca. 170gk locker wieder ein!
Das Federbein ist auch nicht mehr Original, dort werkelt jetzt ein YSS Beinchen.

Ansonsten sind Stummel drauf, kein Tacho oder Drehzahlmesser. Der Rest ist quasi Original.

Was ja irgendwie klar war, so ein Motorrad bleibt bei mir nicht lange wie es ankommt und so hab ich zuerst mal gewogen und dann gleich mal 740g abgeschraubt und den noch kompletten Originalscheinwerfer aus Metall gegen ein leeres Plastegehäuse der SV getauscht. So durfte dann auch die 424 ihren Wechsel vollziehen!


Lang hat es auch nicht gedauert bis mehr zerlegt war.. es ist immer das gleiche, ich kann mich nicht zurück halten! Es macht so viel Spass! :)