Nachdem die Fahrt in die Vogesen dem Hinterreifen den Rest gegeben haben und ich mit sichtbarem Metall am Hinterrad nicht nach Berlin zurückfahren konnte, habe ich den Montag damit verbracht über die lahme GPRS Internet-Verbindung lokale Reifenhändler zu suchen und Telefonisch nach ihren vorrätigen Reifen zu befragen. Natürlich wollte ich unbedingt nicht irgendwas haben, sondern dann auch gleich die Michelin Pilot Road 2CT. 

Die ersten drei Händler in der Gegend meinten sie hätten nix, nur den Vorderreifen oder nur den Hinterreifen. Den jeweils anderen könnten sie bestellen, Lieferzeit: 2-3 Tage. Das war natürlich unbrauchbar. Dann rief ich bei Motorrad Pfefferle in Münstertal an und der Chef persönlich meinte dann er hätte zwar nur einen passenden Vorderreifen da, könne aber bis Dienstag Mittag den dazu passenden Hinterreifen besorgen. Der Preis war mit 304 EUR inkl. Alreifenentsorgung und Einbau mehr als okay und so verabredeten wir uns für Dienstag ab 13:00 Uhr.

Am Montag Abend machte ich mir dann Sorgen ob ich mit dem angeschlagenen Hinterrad überhaupt noch die 50km vom Schluchsee bis zum Münstertal schaffen würde, zumal die Strecke dorthin recht anspruchsvoll und kurvig ist. Dazu geht sie noch über den Feldberg-Pass in 1200m Höhe. Da schneit es zu dieser Jahreszeit gerne mal!

Ein Anruf beim ADAC und der Nachfrage ob man mich vielleicht transportieren könnte, erbrachte dann die Erkenntnis das der ADAC einem nur hilft wenn man die Panne schon hat und das sie einen dann nur 25km weit abschleppen. Aha. Zumindest gab mir die nette Dame am Telefon noch zwei Telefonnummern lokaler Abschleppfirmen die für den ADAC arbeiten und so ging ich mit dem Vorsatz diese am Dienstag morgen anzurufen und einer gewissen Angst das Motorrad nach Müstertal fahren zu müssen ins Bett.

Am Dienstag morgen erbrachte der Anruf bei den besagten Firmen das sie für die Aktion locker 300 EUR haben wollen würden und den Tipp doch einfach ein Loch in den Reifen zu machen damit der ADAC tätig werden würde. So nicht, dachte ich mir und schwang mich wagemutig nach dem Frühstück auf die SV. Dann eben langsam und mit viel Gefühl die 50km fahren.

Glücklicherweise war das Wetter ideal, blauer Himmel, Sonne, kaum Wind. Ich fuhr also alle Beschleunigungsspitzen vermeidend die B500 in Richtung Feldberg, dann den Feldberg hinauf und wieder hinunter. Bog dann vor Schönau in Richtung Münstertal ab und schlängelte mich den Berg hinauf und dann ins Münstertal hinab. Alles langsamer als sonst, sehr touristisch und mit viel Zeit auch mal ein Blick auf die wunderbare Landschaft zu werfen.

Nach ca. einer Stunde fahrt rollte ich gegen 12:40 Uhr auf den Hof von Motorrad Pfefferle, kaufte mir ein Eis, setzte mich in die Sonne und wartete zufrieden das ich heil angekommen war das die Mittagspause zuende ging.

Um 13:00 Uhr rollte das Werkstatttor hoch und der recht junge Mechaniker begrüßte mich, der Chef war dann auch zur stelle und so schoben wir die SV auf die Hebebühne um ihr endlich die neuen Reifen zu verpassen.

Das Schrauben war dann sehr lustig, ich schaute dem Mechaniker die ganze Zeit auf die Finger, lies mir alles mögliche erklären und er erzählte mit einer ruhigen Gelassenheit was er da genau tat wie ich sie eigentlich nur von gut abgehangenen Mechanikern kenne. Das hier und da mit anpacken und selbst einsauen machte Spass. Eine gute Stunde später hatte die SV dann neue Füsse und ich 304 EUR weniger auf dem Konto, sowie der Mechaniker 5 EUR mehr Trinkgeld in der Tasche.

Nach dem losfahren vom Hof lies ich es langsam angehen, merkte aber sofort das die neuen Reifen Vertrauen gaben und ich das Motorrad kaum mehr kraftvoll in den Kurven am Lenker drücken musste sondern das es leichtfüßig und willig genau das tat was ich ihm befahl. Kurs setzen und durchpfeilen, fantastisch. Die 50km Rückfahrt war so angenehm das ich mich dazu entschloss einfach die 200km Einfahren, das man ja neuen Reifen gönnen soll, gleich zu absolvieren. Die Reifen wurden warm, der Motor wurde warm und ich wurde warm, bis ich ganz tief im Motorrad sass, die Kurven elegant und spielerisch von der Hand gingen und ich mit der SV in ihrem natürlichen Revier um die Ecken hetzte. Es war wie ein Sog, eine endlose Linie aus Kurven von der man nicht genug bekam. Dann irgendwann riss mich das blinkende Tanklicht aus dem Flow, ich war ca. 200km gefahren und so steuerte ich dann doch den Heimathafen an. Unglaublich.

Morgen gehts dann leider Richtung Berlin, ein letzter Ritt durch den Schwarzwald, man soll ja immer aufhören wenn es am schönsten ist. Keine ahnung wie ich fahre, es wird sich schon ein Weg auftun, so wie immer. Drei Tage hab ich Zeit. Am Wochenende will ich wieder, nein muss ich wieder, in Berlin sein. Grossstadt, Ampeln, 50-limit, endlose Geraden. Mir graut es.

Leider hatte ich in unserer Unterkunft im Harz keinen Mobilfunk-Empfang und so konnte ich nicht jeden Tag einen Bericht verfassen, auch das gesellige in der Runde sitzen war dann doch lustiger als alleine vor dem Notebook Texte zu verfassen. Deswegen hier nur ein abschliessender Bericht mit den Highlights.

1. Tag: Die Anfahrt

Die Anfahrt ging wieder über Schönefeld raus, das Stück kenne ich jetzt sozusagen schon. Bis auf vereinzelte Kurven passiert bis zum Harz da auch nix spannendes. Die Koffer waren gut gepackt und das Trägersystem hielt hervorragend. Man merkte zwar ein wenig das Gewicht am Hinterrad, aber das war nicht wirklich störend. Nach 300km fahrt und ca. jede Stunde Pause sind wir dann auch angekommen und haben uns erstmal den Bauch mit Essen vollgeschlagen. Nach eine Runde Karten zocken sind wir dann alle ins Bett gefallen. Schliesslich wollten wir ja am Morgen um 09:00 Uhr Frühstücken und los.

Google-Maps: Tag 1 (Anreise)

2. Tag: Der Kyffhäuser

 

Die morgentliche Temperatur von 2°C und die dünne Eisschicht auf den Motorrädern erlaubten dann ein sehr langes entspanntes Frühstück, vor 11:00 Uhr war kein loskommen. Dann kam aber die Sonne raus und auf dem Plan stand der Kyffhäuser!

Die Kurvenstrecke im Kyffhäuser ist schon genial, 33 Kurven am Stück, Bergauf und Bergab. Grandsios. Einige Einheimische machen da den ganzen Tag nichts anderes als diese paar Kilometer Kurven hoch und runter zu fahren. Leider hat sich einer aus unserer Gruppe verschätzt und eine Kurve zu schnell für sein Schräglagenkönnen genommen. Sein Versuch voll in die Eisen zu gehen führte natürlich zu einem Aufstellen des Motorrades und dann fuhr er mit 10km/h in die Leitplanke, stiess sich die Weichteile und kippte um. Zum glück ist ihm nichts passiert ausser blauer Flecken. Man muss dazu sagen das er erst seit ca. 4 Monaten Motorrad fährt, dies seine erste große Tour und Kurven in dieser Form waren. Dafür hat er verdammt gut mithalten können, vielleicht halt auch einen tick zu gut. Die Kurven im Kyffhäuser sind durchaus geeignet auch den erfahrenen Motorradfahrer mal zu legen.

Wie sich dann nach begutachtung des Motorrades herrausstellte waren seine Bremsbeläge so gut wie nicht mehr vorhanden und seine Bremsflüssigkeit uralt. Er fährt eine 93er CB500 die er sehr preiswert bekommen hat, da es mit dem Geld nicht so dicke ist hat er da auch nichts dran gemacht. Fatal. Um sein Motorrad muss man sich kümmern, vor allem um die Bremsanlage. Da hängt das eigene Leben dran! Wir haben uns schon vorgenommen vor der nächsten Tour bei jedem vorher einen kleinen Check zu machen.

Wir haben uns dann zum Hondahändler in Nordhausen aufgemacht, ganz langsam fahrend. Der Händler hat  dort kurz vor Ladenschluss netterweise noch neue Bremsbeläge und die Bremsflüssigkeit gewechselt. Auf der Heimfahrt gab es dann noch eine sehr geile letzte Runde zu unserer Unterkunft. Die hab ich mir hinten fahrend angeschaut. Ein grossartiger Formationsflug durch diese fantastischen Kurven. Alle hatten ihre Position gefunden und waren im Flow, da will man dann kaum wieder absteigen.

Google-Maps: Tag 2 (Kyffhäuser)

3. Tag: Der Harz

Der dritte Tag fing etwas früher an, es war leicht bedeckt aber 8°C. Ziel war diesmal der Harz. Hoch auf die Harz-Hochstrasse. Da war es doch merklich frisch so das auch die Winterhandschuhe nicht reichten um kalte Hände zu verhindern. Nach ein wenig “View” anschauen haben wir dann einmal alle Straßen durch den Harz abgefahren, hoch und runter, links und rechts. Zwischendrin Kaffee trinken und Windbeutel futtern.

Als wir dann den Ort “Elend” durchfuhren machte es bei mir hinten laut *knack*, mein Kennzeichenhalter war abgebrochen und hing nurnoch an einem Blinkerkabel am Motorrad. Schöne Scheisse. Ich hab dann die Blinker an die Gepäckträger aufnahmen geschraubt, das Kennzeichen in den Tankrucksack geworfen und durfte ab da nicht mehr ganz hinten fahren. Aber man  kann sagen was man will, ein Motorrad ohne Kennzeichengeraffel sieht einfach geil aus! Eine mail an den Hersteller ergab das ich das Geld für den Halter zurück bekomme und eine neuen Blinker zugeschickt bekomme! Das nenne ich Service.

Google-Maps: Tag 3 Teil 1 (Harz)

Google-Maps: Tag 3 Teil 2 (Harz)

4. Tag: Die Abreise

Die Rückfahrt an Tag vier war dann am Anfang noch ganz nett, später dann langweilig bis öde. Beim frühstücken merkte man eine leicht gedrückte Stimmung, wie immer bei solchen Touren. Es geht wieder nach hause und eigentlich ist man noch nicht so weit, man könnte schon noch ein zwei Tage weiter fahren.

Es ging dann auch passend durch grauen Niesel und Regen. Ohne Kennzeichen hinten dran saute mir das Hinterrad das komplette Heck voll und ich zog eine riesige Wasserfontäne hinter meinem Motorrad her. Die paar Kurven die man noch mitnahm hatten nicht mehr die Qualität der vorhergehenden Tage und die benötigte Schräglage hatte vollkommen ihren Schrecken verloren. Irgendwann hatten uns die Geraden Brandenburgs wieder eingeholt und in Berlin verspotteten uns die Ampeln mit leuchtenden Rotphasen. Nach solchen Touren passt Motorradfahren und Stadt so überhaupt nicht zusammen. Niedrige Drehzahlen, andauernde Stopps, es macht keine Laune.

Google-Maps: Tag 4 (Abreise)

Heimkehr

Nach der Heimkehr habe ich dann noch den original Kennzeichenhalter wieder ans Motorrad geschraubt, damit ich ueberhaupt wieder fahren kann. Leider passt der QuickLock träger jetzt irgendwie nicht.. aber das werde ich mit einer Flex schon richten. Mittwoch soll es dann runter in den Schwarzwald losgehen, hoffentlich endlich! Neue Reifen brauch ich dann mal..

 

 

 

 


Google-Maps: Tag 1 (Anreise)

Google-Maps: Tag 2 (Kyffhäuser)

Google-Maps: Tag 3 Teil 1 (Harz)

Google-Maps: Tag 3 Teil 2 (Harz)

Google-Maps: Tag 4 (Abreise)

So, gleich geht der erste Teil der Tour los. Um 12:00 Uhr ist Treffen an der Tanke am Adlergestell. Ich hab meine beiden Koffer vollgepackt, inklusive Notebook, und werde die gleich aufs Motorrad schnallen. 

Draussen hat es 12°C und ich trete in voll gefütterter Textilkombi an, verdammter Herbst. Ich wäre viel lieber in Leder gefahren, aber da würde ich wahrscheinlich als Eisblock vom Motorrad fallen. Im Harz ist es sowieso nochmal kälter. Hoffen wir das es wenigstens nicht regnet!

Eigentlich wollte ich ja ab dem 19. September mit den anderen auf Harz und Kyffhäuser-Tour gehen um von dort direkt weiter in Richtung Schwarzwald zu fahren. Aber leider wird aus dem Plan so nichts. Leider gibt es da terminliche Spannungen meine Arbeit betreffend und so muss ich das alles etwas anders gestalten. Auch  hat sich rausgestellt das wir schon einen Tag vorher Richtung Harz fahren, das hatte ich wohl irgendwie verpeilt!

Der neue Plan ist jetzt also schon am 18.09. auf die Harz/Kyffhäuser-Tour zu fahren und danach zurück nach Berlin. Nach der Erledigung der “hochdringlichen” Tätigkeiten in Berlin werde ich wohl ab dem 25.09. nochmal neu starten und direkt in den Schwarzwald fahren.

Schade ists, hatte ich mich doch schon gefreut, aber manchmal gehts nicht anders! Vielleicht sollte ich mich auch einfach freuen das ich genug Arbeit habe!?

Mitte September werde ich mich auf meine Suzuki SV650 schwingen und von Berlin 800km in Richtung Schwarzwald fahren um meine bessere Hälfte zu besuchen die dort am schönen Schluchsee einen Film dreht.

Zuvor geht es allerdings noch mit meinem ehemaligen Fahrlehrer und weiteren lustigen Motorradfahrern auf einer Drei-Tages-Tour durch den Harz und wahrscheinlich auch in den Kyffhäuser. Direkt an die Tour anschliesend werde ich dann gen Süddeutschland fahren, natürlich mit ein paar Zwischenstopps und hoffentlich ohne einen Kilometer Autobahn! Dort angekommen wird entspannt, der Schwarzwald und hoffentlich auch mal die Vogesen mit dem Motorrad erkundet. 

Los geht die Tour wahrscheinlich am 20. oder 27. September. So genau ist das noch nicht raus, denn vier bis fünf werktätige Motorradfahrer terminlich unter einen Deckel zu bekommen ist ja immer nicht so einfach!

In diesem Blog will ich versuchen sowohl meine Vorbereitungen als auch die Reise selbst (von unterwegs) zu dokumentieren. Hier wird es also Bilder, GPS-Logs und viel blahblah um das Reisen mit dem Motorrad geben. Was danach bzw. ob da überhaupt was kommt entscheidet der Zufall! Hoffen wir auf einen schönen Spätsommer!