Wenn jemand einen fragt, ob man Moped fahren will, dann ist es ja meist eine gute Idee einfach “ja” zu sagen. In diesem Fall fragte Axel ob wir nicht bei der Royal Enfield Roadshow ein paar Motorräder einfach so mal Probe fahren wollen. Der gute Kai schafft ja für die und das wäre bestimmt witzig da mal aufzutauchen und so. Klar hab ich ja gesagt.

Das war vor gefühlt ungefähr zwei Monaten. Nu war der Termin, dies fiel mir aber erst vorgestern wieder auf. Ohje! Was zieh ich denn jetzt an? Hab ich ein Gefährt zum hinfahren? Wo findet das überhaupt statt? Wie wird das Wetter?

Man kennt das, die üblichen Fragen.

Eine Straßenlederkombi besitze ich nicht mehr, seit ich bei meinem Crash vor drei Jahren auf dem STC selbige komplett zerlegt habe. Es entspann sich also die Idee in voller Rennleder-Airbagkombi bei einer Royal Enfield Probefahrt aufzutauchen. Und da auch Kay die Idee lustig fand, warf ich mich in meine Motorradunterwäsche, den ganzen Trödel in den Bus und machte mich auf den Weg zum Louis in Schöneweide. Einmal durch die halbe Stadt!

Pünktlich 20 Minuten vor dem ersten Turn, aeh, der ersten Probefahrt, kam ich vor Ort an und weil wir ja gut trainiert sind, reichte das locker zum noch mal auf den Topf gehen und hinterm Bus in den Lederstrampler hüpfen.

Ich muss zugeben, ich habe keinen blanken Schimmer von der Royal Enfield Modellpalette. Mir wurden immer wieder Dinge von Continental GT, Meteor, Himalayan und Classic erzählt… nicken und lächeln! Hat zwei Räder und einen Gasgriff? Na dann lass fahren.

Racing Baby!

Das erste Modell war dann wohl eine Continental GT. Motor ist wohl ein luftgekühlter Paralleltwin mit 650ccm, verpackt in einem Cafe-Racer Style Motorrad. Sieht zumindest schick aus. Also Bein drüber in voller Racing Klamotte und Axel hinterher in den Berliner Stadtverkehr. Achherrje. Stadtverkehr auf der Straße!? Ich glaube das letzte mal war ich auf der Straße 2018 mit einem Motorrad unterwegs! Also gucken, blinken, machen und tun!

Dabei fuhr sich die GT ganz entspannt, die 48 PS ziehen mit 212 kg Mopedgewicht und dem Wassersack in Airbagkombi oben drauf natürlich nicht die Wurst vom Brot. Aber so zum Spaß auf der Straße haben reicht das allemal. Die Vorderradbremse brauchte bisschen viel Druck, aber ich vergleiche das mit Bremsanlagen die einen am Ende der Start-Ziel-Geraden wieder einfangen sollen. Die wären für das Konzept dieses Motorrades vermutlich vollkommen fehl am Platz. Ich bin jetzt damit nur ~20 Minuten durch Straßenverkehr gefahren, ich denke aber für eine gemütliche Tour taugt dieses Motorrad durchaus, oder anders formuliert, es funktioniert hervorragend für die längste Pitlane der Welt.

Eine zweite Runde hatten wir noch und Kai sah mich ganz klar auf einer Meteor. Was’n das? Wie ich feststellen musste, ist das ein Chopper(?) mit Fußrasten nach vorne und Schaltwippe! Wah! Angetrieben von einem 350ccm Einzylindermotor, der auch in der Classic werkelt, war das schon arg Gewöhnungsbedürftig! Ich weiss nicht wie man mit Schaltwippe fahren kann, vor allem der endlose Schaltweg beim runterschalten. Wahnsinn. Dann will man zum Verzögern ganz dringend die Hinterradbremse mitbenutzen weil die vordere sehr zahm ist, nur findet man die mit der vorverlegten Fußraste erstmal nicht. Dieses Konzept von Motorrad erschliesst sich mir absolut überhaupt nicht, muss ich sagen!

Passend mit Knieschleifern

Wir haben dann auf halben Weg gewechselt, Axel auf die Meteor und ich auf die Classic. Die ist schon deutlich mehr Motorrad. Interessanterweise arbeitet der gleiche Motor darin, macht aber ein ganz anderes Gefühl. Thumpt da unten vor sich hin mit einer metrischen Tonne Schwungmasse und wenn man mit 50-60km/h im 6. Gang Gas gibt, dann zieht das Ding einfach los. Witzig. Aber so zum fahren auch nicht wirklich so mein Ding.

Im Fazit muss man sagen das es schon beachtlich ist wie breit Royal Enfield da eine Motorradpalette aufgestellt hat. Ich denke im Segment der klassischen Motorräder ist da quasi für jeden was dabei und ich glaube so richtig Konkurrenz gibt es da nur aus Hinckley. Aber keine Ahnung wie sich das im Vergleich fährt. Dann gibts da ja noch die Himalayan und die Scram, die sind wir dann aber nicht mehr gefahren. Sind auch so überhaupt nicht meins vom Look.

Wenn es aber was von Enfield wäre, dann etwas mit dem Twin. So eine GT an sich finde ich jedenfalls ganz nett. Probefahrt lohnt auf jeden Fall.