Heute bin ich von der letzten großen Motorradtour diesen Jahres zurückgekommen und ich bin ein wenig melancholisch gestimmt.
Die Anreise am Freitag ins Weser-Bergland war etwas antrengend, Autobahn bis Hannover. Wie immer macht das keine Freude, man sitzt, fährt geradeaus und hält sich am Lenker fest damit man nicht aus dem Sattel fällt. Öde und recht frisch in Leder. Aber Autobahn tut halt das was sie am besten kann, einen schnell und ohne große Umwege von A nach B bringen. Nicht mehr und nicht weniger.
Übernachtet haben wir bei der Oma von D., die wohnt hinter Paderborn in einem Haus in dem wir Prima unser Lager aufschlagen konnten. Oma bewirtete uns mit jeder Menge essen und erstaunlicherweise passt halt immer doch noch was in den Bauch!
Samstag haben wir uns vollständig dem Weser-Bergland gewidmet. Ich muss ja sagen, es gibt da ein paar sehr nette Strecken und die Landschaft ist auch nicht ohne, aber so richtig prall fand ich es nicht. Zwischen den Strecken sind immer elend breite Täler die man mit Hilfe einer sehr geraden Straße durchfährt. Immerhin gab es hervorragendes Wetter, jede Menge Sonne!
Gegen Ende des Tages, nach einer sehr schönen Strecke, hielten wir mal wieder zum Tanken an einer Tankstelle. Nachdem Sprit und Wasser nachgefüllt waren sollte es eigentlich weiter gehen, aber die SV tat beim drücken auf den Anlasserknopf keinen Mucks. Mir klappte im Helm die Kinnlade runter, was war denn das?
Also die Klamotten wieder ausgezogen und an die Fehlersuche gemacht. Erstmal alle Bedienfehler ausschliessen, Seitenständer, Gang eingelegt, Killswitch an und so weiter, half aber alles nichts. Immerhin hatte ich mich nicht doof angestellt!
Wenn man auf den Startknopf drückt drehte nichtmal der Anlasser. Batterie konnte es also nicht sein, dann hätte er wenigstens irgendwas getan. Das Licht ansonsten ging auch und beim auf den Startknopf drücken wurde das auch dunkler, der gab also ein Signal von sich. Erste Idee war dann die Sicherung des Anlassers. Dazu musste natürlich der Fahrersitz runter um an den Sicherungskasten zu kommen. Gesagt getan, aber kein Glück. Alle Sicherungen waren in Ordnung.
Glücklicherweise passierte das an einer Tankstelle die eine Werkstatt daneben hatte und so frug ich den Mechaniker um rat.
Zweite Idee war dann das der Anlassermotor kaputt wäre, ein wenig geklopfe mit dem Hammer auf dem Motor brachte aber auch nicht.
Dritte Idee war dann, Anlasserrelai kaputt. Dieses also kurzerhand überbrück und die Kiste sprang an. Der gute Mann hat mir dann ein Kabel vom Relai zum Anlassermotor gelegt mit dem ich zum starten immer auf den Kontakt des Motors gehen musste. Sieht zwar aus als ob ich die SV klaue, aber funktioniert!
Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege. D. wollte weiter nach Aachen fahren, die anderen und ich hatten als nächstes Ziel den Harz. Jetzt war die SV kalt und es war nicht ganz klar ob die Kiste mit dem Notstartkabel anspringen würde. So stand ich vor meinem Motorrad und hatte einen Geistesblitz! Die SV ist eine Suzuki und da muss man zum starten die Kupplung ziehen, es könnte also auch das Signal von der Kupplung sein! Hingekniet, an die Amatur des Kupplungshebels geschaut wo ja das Signalkabel langgehen müsste und siehe da, der Stecker war einfach vom Kontakt gerutscht! Draufgesteckt, Zündung an, Kupplung gezogen und auf den Starter gedrückt, die SV bollerte sofort los wie sie das eigentlich immer tut. Tolle Sache! Die anderen staunten nicht schlecht! :-)
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Oma durchfuhren wir bei bestem Wetter und Sonne das östliche Weser-Bergland in Richtung Harz, dieses machte einen deutlich spassigeren Eindruck als der Westteil. Jedenfalls waren die Strecken schöner und auch nicht durch endlose Geraden verbunden. Das alles war aber nichts gegenüber dem Harz, der ist einfach immerwieder eine tolle Sache! Praktischerweise war dies der Wahlabend in Deutschland und während die Nation vor ihren Fernsehern sass um zuzuschauen welche Regierung sich die Deutschen “gewählt” hatten, fuhren wir leicht fröstelnd über leere Harzstrassen als würde die nächste Regierung das Motorradfahren verbieten wollen, eine kleine Runde geht noch!
Unsere Unterkunft mussten wir dann auch im Dunkeln suchen, irgendwo in Maidorf gab es ein Hotel Thalmühle in dem wir gebucht hatten. Nach ein wenig Berg auf und Berg ab im stockfinsteren Wald hatten wir es dann doch geschafft, belohnt haben wir uns dann mit einer üppigen Mahlzeit und tiefem tiefem Schlaf.
Die Rückfahrt heute war nicht der Rede wert, grauer wolkenverhangener Himmel, montagliche Landstraßen mit jeder Menge LKW bis Dessau und dann den Rest per Express auf der Autobahn. Noch ein wenig Stau auf der Seestraße durch den Wedding und schon war ich zuhause. Lockere 1500 km mehr auf der Uhr, kaputt und eben melancholisch gestimmt. Der Sommer ist wirklich vorbei und es bleiben eigentlich nurnoch Tages- oder Kaffeetouren übrig. Selbst diese gehen schnell vorbei und dann ist Winter, wie unschön. Einziger Trost, druch Bunt gefärbte Wälder fahren macht laune und erfreut das Herz, aber immer schön auf die rutschige Fahrbahn achten!
SV beim morgendlichen Warmlauf: