Nach der Theorie mit den Zündkerzen, war ich heute mal eine Runde schrauben.

Mit den neuen Zündkerzen bewaffnet und einen kompletten Tag nichts weiter zu tun, hab ich mich in die Werkstatt eingeschlossen. Nach der tollen Anleitung zum Wechseln von Zündkerzen bei der SV vom svrider-forum, waren die Zündkerzen schnell getauscht. Nur die seitlichen Zündkerzen musste ich mir selbst erarbeiten, aber das war einfacher als ich gedacht habe!

Die hintere seitliche Zündkerze bekommt man raus ohne irgendwas abzubauen, die vordere sowieso.

Erstaunliches Ergebnis: Die seitlichen Zündkerzen waren von Denso, die von oben beides NGK! Das bestätigt meine Theorie das die seitlichen Zündkerzen bei den Inspektionen vernachlässigt wurden, wobei die hintere seitliche schon ordentlich abgerockt aussieht. Denn warum sollte die Werkstatt Zündkerzen von verschiedenen Herstellern verbauen!?

Ich würde mal vermuten das der Mechaniker in der Werkstatt schlicht in sein Werkstatthandbuch geschaut hat welches nur die SV bis 2006 (also ohne Doppelzündung) abdeckt und dann stur nach Vorschrift nur die beiden oberen Kerzen getauscht hat. Denn wirklich aufwändig war das jetzt nicht, das ganze hat mich, der das zum allererstenmal gemacht hat, ca. 1 Stunde Arbeitszeit gekostet. Beim nächstenmal würde ich vermuten ist das auch in 30 Minuten erledigt.

Einerseits bin ich ein wenig angepisst von soviel Ignoranz, andererseits kann ich dem Mech da keine Vorwürfe machen, denn der ist nur so gut wie seine Ausbildung und die muss halt vom Händler immer Aktuell gehalten werden. Wenn dann ist also der Händler schuld, gut das ich zu diesem eh nicht mehr gehe.

Die SV läuft jetzt jedenfalls deutlich runder im Stand, auch wenn die ständige Leerlaufdrehzahlanpassung nicht ganz weg ist. Hoch drehen tut sie auch ordentlicher. Abgaswerte kann ich schlecht testen, vielleicht fahr ich mal bei ner Werkstatt vorbei und lasse das Messen. Spritverbrauch werde ich beobachten.

Und was sagt der Popometer? Kurze Runde durch die Stadt sagt: jepp, deutlich besser! Über die Landstrasse muss ich sie noch scheuchen, aber ich bin guter Dinge das meine Theorie gestimmt hat und das Problem jetzt beseitigt. Wiedermal bestätigt sich die Erkenntnis, dass wenn man Dinge selbst erledigen kann, man dies auch machen sollte. Das was dann übrig bleibt kann man immernoch eine Fachwerkstatt machen lassen.

UPDATE: Fährt sich wieder hervorragend auf der Landstraße, bin gestern noch 250 km im Berliner Norden gefahren weil es einfach so einen Spass machte!

Seit so ca. kurz vor der letzten Inspektion bei 18.000 km hab ich das Gefühl das die SV nicht mehr so kräftig zieht wie sie früher tat. Das machte sich erst ganz wenig bemerkbar und ich hab das als “kann auch am Wetter liegen” abgetan. Dann wurde es ein bisschen mehr, meine Vermutungen gingen in Richtung verschlissene Reibscheiben in der Kupplung bzw. Kettensatz durch. Ein befragter Mechaniker meinte dazu “na wahrscheinlich hast du dich schlicht an die Leistung gewöhnt!”. Auch ne gute Theorie. Irgendwie wurde es aber immer mehr, Motorradfahren machte dann auch nicht mehr soviel Freude wie sonst, zwischenzeitlich drehten sich meine Gedanken dann um ein neues Motorrad mit mehr Leistung.
Dann kam der TÜV und die schlechten Abgaswerte, meinen MIVV GP und den KAT hatte ich im Verdacht. Den Kettensatz liess ich austauschen, einen Unterschied machte das nicht. Dann zeigte die Kiste komisches Kaltstartverhalten, ging nicht mehr erst in die schnellen Leerlaufdrehzahlen sondern sackte sofort auf die normalen ab, lief unruhig im Stand und korregierte andauernd die Leerlaufdrehzahl. Sie schüttelt dann immer ein bisschen wie ich mir das von Ducatis so vorstelle, ist ja eigentlich ganz nett, aber wenn es nicht gewollt ist dann definitiv fehl am Platz!
Seit ca. zwei Wochen ist die Leistung nochmal deutlich abgefallen, so das man es richtig merkt. Gestern auf einer 500km Tour gen Süden merkte man es richtig stark, zB. beim Überholen. Sie dreht zwar hoch, aber nicht mehr so schnell wie früher und irgendwie schlapp. Der Spritverbrauch lag auch auf einmal über dem einer CBF600 mit Vergasermotor, sonst hatte ich immer min. einen Liter weniger als diese!

Meine Theorie dazu ist folgende:

Die SV hat ab meinem Baujahr eine Doppelzündung, ergo zwei Zündkerzen pro Zylinder. Der hintere Zylinder ist recht arg eingbaut, so ist das nunmal bei V2 Motoren. Die seitliche Zündkerze ist super scheisse zu erreichen. Ich würde mal vermuten das die Werkstatt diese bei den Inspektionen einfach mal “übersehen” hat. Ein kurzer Blick auf die Zündkerze durch den Rahmen ergab Rostflecken an der Zündkerzenmutter! Die seitliche Zündkerze des vorderen Zylinders, die man ohne irgendwas abzubauen erreicht, hängt eigentlich immer in Wind und Wetter. Die hat noch genau keinerlei Rost angesetzt! Selbige hab ich auch mal angeschaut, sieht noch okay aus.

Wenn die Zündkerze da nun tatsächlich immer “übersehen” wurde, dann steckt die da nicht 6000 km (da muss immer überprüft werden) oder 12.000 km (da muss immer getauscht werden) sondern vielleicht sogar seit 21.000 km drin! Das würde bedeuten das die schon total durch ist und natürlich nicht mehr stark genug zündet oder zeitversetzt oder auch gar nicht mehr!

Die Theorie erklärt auch alle Beobachtungen:

  • 1. schlechte Abgaswerte

    Um die Euro-3 einzuhalten braucht die SV eine Doppelzündung, nur so kann sie den Kraftstoff ausreichend vollständig verbennen um die Werte einzuhalten.
    Die Werte hab ich nicht eingehalten, sie sahen sogar total scheisse aus und schwankten beim Messen.
    Wenn also die Doppelzündung hin ist, weil eine Zündkerze im Eimer oder kaum noch funktionierend ist, dann hat man schlechte Abgaswerte. Wenn die nur bei einem Zylinder nicht hinhaut, ändern sich die Abgaswerte dauernd, die Einspritzung regelt nach, die Werte schwanken.

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  • 2. Zieht nicht mehr wie früher

    Meine SV ist ein Einspritzer mit einem G-KAT. Das heisst eine Lambdasonde misst wie die Abgaswerte sind und regelt dann über die Einspritzung das Gemisch nach. Die Einspritzung wird aber nicht für jeden der zwei Zylinder einzeln eingestellt sondern für alle beide. In meinem Fall deuten die Abgaswerte auf ein zu fettes Gemisch hin. Es wird also weniger Luft mit Kraftstoff vermengt bzw. weniger Kraftstoff mit Luft. Die Einspritzung wird also das Gemisch abmagern. Der vordere Zylinder mit zwei Zündkerzen läuft dann ein bisschen zu mager und der hintere ein bisschen zu fett, beide nicht optimal, ergibt also Leistungsverlust.

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  • 3. Erhöhter Spritverbrauch

    Weniger Leistung bei gleicher Fahrweise bedeutet, mehr am Kabel ziehen. Mehr am Kabel ziehen beutet mehr Sprit reinkippen, ergo mehr Verbrauch.

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  • 4. dauernd anpassende Leerlaufdrehzahl und unrunder Leerlauf

    Wenn ein Zylinder weniger Kraft hat als der andere, führt das natürlich bei einem V2 zu einem unruhigem Lauf. Der eine gibt die volle Leistung ab, der andere nur vermindert, das ganze quasi abwechseln. Das muss einfach unrund sein und da steuert die Drehzahlregelung natürlich nach.

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  • 5. das ganze Entwickelte sich und ist nicht von heute auf morgen passiert

    So eine Zündkerze altert langsam. So ein Zündfunken geschieht nicht ohne Verschleiss, jedesmal geht es da sehr heiss zu. Dann bekommt die Zündkerze das Explodierende heisse Kraftstoffgemisch ab, dann wieder kaltes frisches Gemisch. Das ganze in einer andauernden Reihenfolge und so flink das einem schwummerig wird.
    So langsam brennt also dieser Zündelektrode an der der Funken ensteht ab. Der Abstand der Elektrode wird langsam kleiner, der Weg den der Zündfunke überwinden muss immer größer, der Funken dadurch schwächer, die Zeit bis eine ausreichende Aufladung in der Zündkerze erfolgt ist immer länger. Irgendwann setzt der Funke erst ein wenn schon lange das Gemisch von der ersten Zündkerze entzündet wurde, viel zu spät um noch etwas zur Verbennung beisteuern zu können und vor allem um sich von Abgasreststoffen die Elektrode freibrennen zu können. Die Elektrode setzt sich mit Abgasreststoffen zu und quittiert dann irgendwann komplett ihren Dienst. Das Ende ihres Lebens. Das ganze kann schonmal über den Zeitraum von ein paar 10.000 km passieren. Deswegen sollten Zündkerzen spätestens nach 12.000 km gewechselt werden und alle 6000 km überprüft.

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Das ist wie gesagt die Theorie, das einzige was da hilft ist die Kerzen zu überprüfen. Deswegen hab ich mir heute bei Prollo mal eben vier neue Zündkerzen besorgt und werde morgen einmal alle austauschen, wenn ich da eh schon dran bin. Ich bin gespannt und hoffe das die Theorie stimmt, denn Zündkerzen tauschen ist eine vergleichsweise Preiswerte und einfach zu erledigende Fehlerbeseitigung!

Gestern traute ich meinen Augen nicht als ich das hier im Netz las:

Ein Motorrad brannte heute früh in Prenzlauer Berg völlig aus. Gegen 1 Uhr 30 alarmierte eine Anwohnerin die Polizei in die Stavanger Straße, weil dort eine „Kawasaki“ in Flammen stand. Nach bisherigen Ermittlungen haben Unbekannte mehrere Zeitungsbündel an das Motorrad gelegt und angezündet.

In der Stavanger Straße hab ich bis Ende April noch gewohnt, ich weiss genau um welche Kawasaki, eine GPZ 500 von einem Nachbarn, es sich handelt und welche Zeitungsbündel angezündet worden sind. Die lagen immer vor dem Haus an der Wand, von den Zeitungsausträgern zwischengelagert, kostenlose Zeitungen. Keine 10 Meter weiter stand immer meine SV!

Heute bin ich mal vorbeigefahren, krasser Anblick. Der Besitzer hatte garantiert keine Vollkasko, nicht bei dem Alter des Motorrades. Teilkasko bringt einem bei Vandalismus nix, musste ich auch schonmal schmerzlich Erfahren. Schöne Scheisse! Wer macht so einen Bockmist?!